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Peter Hörmanseder von maschek: "Kurz praktiziert die Worthülse"

Von Nora Bruckmüller, 21. September 2018, 05:30 Uhr
P. Hörmanseder übte die schnellen Pointen schon als Schüler in Wels.

Österreichs (Medien-)Welt ohne maschek wäre nicht dieselbe. Die Erfinder der TV-Synchro feiern 20-Jahr-Jubiläum. Mit dem Welser im Trio, Peter Hörmanseder, sprach Nora Bruckmüller über Anfänge mit Dias, Wortmacht und warum unsere Innenpolitik wie "House of Cards" ist.

Die drei "Mascheks", die bald in Linz auftreten (mehr am Ende des Artikels), dazu kamen, sieben Bundeskanzler, drei Bundespräsidenten, sechs ÖVP-Chefs und neun ÖFB-Teamchefs live in ihren Witz zu übersetzen, verrät Peter Hörmanseder.

Wie hat alles angefangen?

Da muss man zwei Dinge unterscheiden. Das, was die Menschen von uns kennen, sind die Synchronisationen. Das war aber nicht ganz der Beginn. Der war Mitte der 90er-Jahre. Als wir drei uns kennen gelernt haben (Hörmanseder, Robert Stachel, Ulrich Salamun, Anm.), war gerade Tempo angesagt. Man musste nur im Fernsehen den Musiksender Viva einschalten. Wir haben versucht, das Gegenteil davon zu machen, das Tempo rauszunehmen.

Wie ging das?

Indem wir auf einem Flohmarkt Super-8-Filme und Dias gekauft haben – von irgendwelchen unbekannten Familien. Daraus haben wir lediglich für uns privat neue Familiengeschichten zusammengestellt, die wir uns gegenseitig erzählt haben.

Wie wurde das öffentlich?

In Wien gab es damals einen Club, der "Hobbythek" hieß. Wie der Name schon sagt, konnte man dort sein Hobby präsentieren. Wir auch. Dabei haben wir erkannt, dass unsere Art des Humors auch anderen gefällt. wie das für die damalige Zeit völlig andere Tempo auch. Dann haben wir uns "maschek" genannt – als als völlig seltsame, andere Band, die einfach Dias vertont.

Wie kam der satirische Politik-Kommentar ins Spiel?

Das war ein Zufall. Wir sind mit unserer Dia- und Super-8-FilmGeschichte am Tag der Nationalratswahl 1999 im Wiener Flex aufgetreten. Und weil alle die Elefantenrunde im Fernsehen sehen wollten und wir eh schon Mikrofone in der Hand hatten, haben wir gesagt: Jetzt reicht’s, was die reden. Weg mit dem Ton. Jetzt reden wir!

Die Geburt der TV-Synchro. Wieso hat der berühmte maschek-Schmäh gleich breitenwirksam funktioniert?

Prinzipiell ist der Schmäh bei uns gleich gerannt. Der Unterschied zwischen uns war vielleicht der, dass Robert und Ulrich aus Wiener Neustadt stammen und eine eigene Geschichte als Freunde haben. Aber wir haben alle eine Gemeinsamkeit.

Die wäre?

Wir waren alle drei in der Schule die Lausbuben von der letzten Bankreihe. Da entwickelt man generell einen gut funktionierenden Schmäh. Das ist die alte Schule, möglichst schnell auf Kosten anderer – leider! – die lauteste Klappe zu haben. Daraus haben wir unsere Geschwindigkeit gewonnen. Dass unser Witz sowohl in der Tiefe als auch in der Breite funktioniert, hängt damit zusammen, dass wir im Ansatz einen journalistischen Zugang haben und so Zusammenhänge aufzeigen wollen, die uns alle betreffen, aber das auch ein bisserl verblödelt. Dadurch informiert man erstens mehr, weil wenn man sie staubtrocken erzählt, interessiert’s die Menschen weniger. Zweitens gibt man den Menschen die Möglichkeit, Dinge, die sie ärgern oder vor denen sie auch Angst haben, ein bisserl wegzulachen.

Was ist die ärgste Veränderung in der Politik?

Was sich in den vergangenen Jahren bestimmt verändert hat, ist das, was gesagt wird. Was heute ganz gang und gäbe ist, wäre vor 20 Jahren nicht nur für die Politik, sondern auch für die Bevölkerung völlig undenkbar gewesen. Das Fenster der Meinung hat sich wahnsinnig weit nach rechts verschoben. Ich würde sagen, großteils gesteuert. Wenn man schaut, ist es schon erschütternd, dass es kaum moralische Grenzen mehr gibt, und wie weit sich die Gesellschaft an das Unsagbare annähert.

Welche Ähnlichkeiten gibt es zur schwarz-blauen Regierung und dem Kabinett I unter Wolfgang Schüssel?

Die Darstellung des Nationalen, des "nationalen Schulterschlusses" und des Musters "Wer nicht für uns ist, ist unser Feind". Das war damals schon die große Tendenz, dass man sich davon entfernt, was lange Konsens war. Dazwischen lagen die Jahre der Großen Koalition, während derer niemand irgendjemandem irgendetwas gegönnt hat.

Was öffentlich heute gesagt werden darf, empfinden viele Menschen als Tabubruch und fragen sich, ob das echt sein kann.

Das Problem ist: Es ist echt. Politik ist vielmehr so ein bisschen wie "House of Cards" geworden (US-Politserie, Anm.). Einerseits ist sehr viel einfach politisches Spiel. Das merkt man auch. Andererseits will die FPÖ den Staat, wie man ihn jahrzehntelang gekannt hat, zwar nicht komplett zerstören, aber zumindest nachhaltig stören. Man spürt, dass die Gefüge, die in einem Staat funktionieren, wie die Grundsolidarität, vehement aus den Angeln gehoben werden. Da geht es nicht um links oder rechts, das ist völlig egal. Ein Staat funktioniert nur durch Zusammenhalt. Das ist schon anders als noch vor 20 Jahren. Da ging es mehr um Privatisierung, persönliche Habgier, weniger um das gesamte System.

Wie sieht es mit der Sprache der Politiker aus, lassen wir durch die Umwälzungen das Zeitalter der Worthülsen hinter uns?

Jemand wie Kurz praktiziert nach wie vor die Worthülse. Seine Mission ähnelt jener von Alfred Gusenbauer (SPÖ): Ich will Kanzler werden. Der eine wollte es seit der Sandkiste, der andere wahrscheinlich seit dem Geilomobil. Deshalb gibt es jetzt auch keine wahnsinnig konkreten Visionen. Bei Schüssel hat man schon gemerkt, der will selbst die Gesellschaft etwas umbauen. Auch wenn er selten was sagte, war es dann doch ein bisserl konkreter. Die FPÖ aber sagt einfach ganz unverblümt, was sie will. Aber das sind natürlich auch Worthülsen. Man spürt aber: Die sitzen schon sehr gierig an den Hebeln der Macht und fuhrwerken damit herum, geduldet von jemandem, der meint, ein guter Karriereschritt, um danach in die Privatwirtschaft zu gehen, ist, Kanzler zu sein.

 

2012 wurde maschek mit dem Mostdipf ausgezeichnet Bild: (Volker Weihbold)

maschek: Peter Hörmanseder, Robert Stachel, Ulrich Salamun sind seit 20 Jahren als satirische TV-Synchronsprecher erfolgreich. Populär haben sie ihre Auftritte in der ORF-Show "Willkommen Österreich" gemacht. 2012 mit dem Mostdipf prämiert, steht Hörmanseders Exemplar bei seiner Mutter in Oberösterreich, "wo er gut zum mütterlichen Nippes passt".

20 Jahre: "Drüberreden" heißt das Jubiläumsprogramm von maschek, ein Best-of. Sie zeigen es zu dritt drei Mal in Linz: 9./10./11. 10., 20 Uhr, Posthof. Karten-Tel.: 0732 / 78 18 00, dazu gibt es ab 26. 9. auch ein Buch (Czernin Verlag, 25 Euro)

Über fünf der besten Videos können sie hier noch einmal lachen: http://nachrichten.at/3013523

 

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7  Kommentare
7  Kommentare
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Fraga (571 Kommentare)
am 21.09.2018 14:06

Weit besser als die Originale aus der Politik! Weiter so!!!

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( Kommentare)
am 21.09.2018 10:47

Gut, dass es maschek gibt. Die bringen wenigstens etwas Humor rein.

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jago (57.723 Kommentare)
am 21.09.2018 10:43

Immer die selbe Leier von der Kanzel herab. Und die Wähler sollen das gefälligst aufsaugen.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 21.09.2018 08:31

Der Schmähführer könnte es natürlich sicher weit besser....

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jago (57.723 Kommentare)
am 21.09.2018 10:44

Pass auf, dass dich die Zenzi nicht eingräbt.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 21.09.2018 12:37

ich fürcht mich schon. Aber selbst die Zensi kann mich nicht mundtot machen. grinsen

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gutmensch (16.664 Kommentare)
am 21.09.2018 15:26

Er sprich nur aus, was sich sehr viele denken.

Warum sollte er es besser können? Er hat sich ja nicht um einen Posten in der Politik beworben und behauptet nicht es besser zu können.

Maschek sind super.

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