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Ovationen für das Othello-Double

Von Silvia Nagl   27.September 2014

"Ichä binä tippä-toppä!" – mit übertriebenem Italienisch-Akzent kauderwelscht sich Wolfgang Ortner als Tito Merelli durch die Szenerie – wohl gar nicht so einfach, dies zwei Stunden derart konsequent durchzuhalten. Was aber tun, wenn der weltberühmte Tenor plötzlich ausfällt, weil der nicht nur zu viel gesoffen, sondern irrtümlicherweise auch ein paar Schlaftabletten zu viel geschluckt hat? Dann muss Ersatz her, denn "Othello darf nicht platzen" – so der Titel der pointiert geschriebenen, 1985 uraufgeführten Farce von Ken Ludwig.

Lüsterner Stimmbandakrobat

Diese wunderbare Komödie über Star-Kult wurde gewählt, um die 60-Jahr-Jubiläumssaison im Linzer Kellertheater zu eröffnen. Eine sehr gute Wahl – und auch eine erfreuliche Umsetzung. Andrea Schnitt inszeniert schwungvoll und in perfektem Tempo, mit Witz und mit herrlich komischen Slapstick-Szenen, mit den für eine derartige Komödie notwendigen, manchmal auch schon karikierenden Übertreibungen in der Figurenführung, aber nicht in die Outrage abgleitend.

Das weiß-güldene Suiten-Bühnenbild von Rupert Franz Kurz lässt türlschwingende Komödiantik zu, die von dem spielfreudigen Team auch flott genutzt wird. Den lüsternen Stimmband-Akrobaten, den die "Busens" der Damenwelt um das bisschen Verstand bringen, ist eine Paraderolle für Wolfgang Ortner, der kein Klischee auslässt, um den glutvollen Italiener zu mimen: umwerfend komisch – auch in den Playback-Szenen, vor allem aber im Duett mit Alexander Knaipp, der gar nicht so schnell "Papp" sagen kann wie er als "Othello"-Ersatz auf die Bühne geschickt wird.

Knaipp ist ein höchst talentierter Komödiant, der armseliges Muttersöhnchen ebenso wie feuriger Liebhaber, obrigkeitshöriger Untertan wie strahlender Held sein kann. Kaum heimst das "Othello"-Double auf der Bühne Ovationen ein, wird auch der Heldentenor wieder munter und will partout seinen Part singen. Lachtränentreibende Verwirrungen und Szenen vorprogrammiert!

Ferdinand Kopeinig ist ein überzeugend cholerischer Operndirektor, dem der Bluthochdruck Kelomat-Ausdruck verleiht. Seine Tochter Maggie wird von Isabel Segmüller als herzerfrischend süßes Mädel gespielt, dem ab und an die Stimme ins Schrille entgleitet, wenn es gar zu aufgeregt den Tenor anhimmelt. Regisseurin Andrea Schnitt setzt sich selbst als Merellis Gattin ein, und vermag als eifersüchtige, resolute und selbstbewusste Italienerin zu überzeugen. Gudrun Tielsch ist eine aufreizende Salondame mit Karrierewünschen, Kellertheater-Urgestein Margit Holzhaider mischt als knallrosa Bonbon in dieser amüsanten Chose mit. Typgerechte Eleganz bringen die Kostüme von Christina Ortner-Kimeswenger ein. Zum Schluss gibt es das berührende Duett "Caruso" von Lucio Dalla und Luciano Pavarotti – und viel Applaus des Premierenpublikums nach vergnüglichen zwei Stunden.

Theater: "Othello darf nicht platzen", Komödie von Ken Ludwig, Linzer Kellertheater; Premiere am 25.9.

OÖN Bewertung:

 

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