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Nur keine Schwarz-Weiß-Malerei

Von Michael Wruss   24.September 2016

Für gewöhnlich scheint der Mensch ein ordentliches Wesen zu sein, das jedem Ding seine Schublade zuweisen möchte. Doch in der Kunst wird es erst wirklich spannend, wenn scheinbar Nichtzusammengehörendes aufeinandertrifft. So geschehen am Donnerstag, wo beim Brucknerfest Michi Gaiggs L’Orfeo Barockorchester und die Marimba-Formation von Bogdan Bacanu "The Wave Quartet" aufeinandertrafen, um Bach zu interpretieren. Bachs Klavierkonzerte mit tanzenden Schlägeln und wirbelnden Bögen.

Bogdan Bacanu hat vier Klavierkonzerte für Marimba adaptiert und dabei die ursprüngliche Solistenzahl verdoppelt. So wurden das berühmte d-Moll-Konzert (BWV 1052) für zwei, die beiden Konzerte für zwei Cembali (C-Dur; BWV 1061 und c-Moll BWV 1062) für vier und das schon von Bach für vier Cembali arrangierte a-Moll-Konzert (BWV 1065 nach Vivaldis op.3/10) sogar für acht Marimbas eingerichtet. Dabei entstanden unglaublich vielfältige, höchst virtuose Novitäten, die den Klang gehörig erweiterten, ohne dabei die barocke Balance komplett über den Haufen zu schmeißen. Vielmehr verschmolz der viel weichere Klang der Marimbas ideal mit den Streichern, verwischte die bisweilen harte Grenze zwischen Solo und Orchester und reduzierte sich die Klarheit des Cembalos zugunsten emotionaler Wärme.

Mit Gespür für die Musik

Dass Bogdan Bacanu und sein Wave Quartet mit Christoph Sietzen, Emiko Uchiyama und Vladi Petrov wie auch das L’Orfeo Barockorchester herausragend agierten, die Dynamik über die gesamte Bandbreite fein auslotend einsetzten und mit Gespür den Linien der Alten Musik nachspürten, erhöhte noch die Plausibilität des Unterfangens. Kein Showeffekt - den ließ man höchstens den Kleiderfarben über: Schwarz für das L’Orfeo Barockorchester, Weiß bzw. Weiß-Rot für die Marimbaspieler - sondern ehrliches Musikzieren im Versuch, den alten Klängen neue Visionen abzugewinnen.

Quasi als Kontrapunkt in allen Belangen agierte Carin van Heerden, die den umgekehrten Weg beschritt und auf dem alten Instrument neue Klänge wiedergab. So eine ausgedehnte Szene für Renaissance-Altblockflöte der 1963 geborenen griechischen Komponistin Calliope Tsoupaki, die in Charavgi viel Klangliches ihrer Heimat verpackte. Noch einfallsreicher das Stück "Walking Song" für Flöte, Cembalo - hier zwei Marimbas - und zwei Händeklatscher von Kevin Volans. Ein Abend der Kontraste pur, die aber weder eine Schwarz-Weiß-Malerei, noch ein fades Grau-in-Grau ergaben, sondern ein buntes, prall mit Leben erfülltes Musizieren evozierten.

Brucknerfest: Konzert mit Michi Gaiggs L’Orfeo Barockorchester und Bogdan Bacanus Wave Quartet, 22. September

OÖN Bewertung:

 

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