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Nina Proll: "Jeder muss wissen, wie weit er geht"

Von Helmut Atteneder, 12. Oktober 2018, 00:04 Uhr
"Jeder muss wissen, wie weit er geht"
Nina Proll gastiert mit "Lieder eines armen Mädchens" am Sonntag im Linzer Schauspielhaus. Bild: Robert Niederl

Nina Proll sprach mit den OÖNachrichten über Liederabende in Linz, Talent, Prägung und was sie an "#MeToo" so stört.

Sie ist Vorstadtweib, Musicaldarstellerin, Bühnenschauspielerin, Drehbuchautorin, Sängerin und "#MeToo"-Kritikerin: Nina Proll. Am 14. Oktober, 19.30 Uhr, gastiert die 44-Jährige mit den "Liedern eines armen Mädchens" im Schauspielhaus Linz, am 7. Dezember, 20 Uhr, singt Proll im Brucknerhaus "Vorstadtlieder".

 

Frau Proll, Sie gastieren demnächst zweimal in Linz. Warum mögen die Oberösterreicher Sie?

Nina Proll: Musik wird in Oberösterreich großgeschrieben, es gibt nirgendwo so viele Musikkapellen, und ich bin tatsächlich nirgendwo so oft zu Gast. Ich war jetzt zwei Jahre mit den sehr lustigen Vorstadtliedern unterwegs und habe die Lieder eines armen Mädchens neu aufgenommen, weil das ein schönes Kontrastprogramm ist.

Warum gerade "Lieder eines armen Mädchens" – sind die 1920er-Jahre als Thema nicht ein wenig aus der Zeit gefallen?

Ich glaube, dass die Leute eine große Sehnsucht nach dieser Zeit haben, weil das Leben so spürbar war. Die harten Zeiten und die Armut, aber auch die Lebenslust und der Tanz auf dem Vulkan. Wenn Menschen dem Tod sehr nah sind, haben sie ein umso größeres Bedürfnis, das Leben aufzusaugen und den Moment zu genießen. Ich glaube, dass das Programm deswegen so gut ankommt, weil wir es uns von einer gesicherten Position aus ansehen können.

Sie sind in Haugschlag, der nördlichsten Gemeinde Österreichs, aufgewachsen – waren Sie ein armes Mädchen?

Jeder Heranwachsende fühlt sich irgendwann arm und nicht genügend beachtet. Ich bin zwischen Extremen aufgewachsen. Einerseits habe ich bei meiner Mutter in Wien gelebt, da ist es uns finanziell sehr gut gegangen, andererseits war da der Alltag mit meinem Vater, der immer ein bisschen ums Überleben gekämpft hat.

Ihr künstlerisches Leben zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus: Musical, Tanz, Gesang, Bühne, Set, Drehbuchschreiben. Wohin soll der Weg führen?

Am Schreiben schätze ich, dass ich da ein Ventil gefunden habe, mich auszudrücken, und auch in der Lage war, das in einem Film umzusetzen ("Anna Fucking Molnar, Anm.). Da sehe ich meine Zukunft, aber ich möchte jonglieren können, das gibt mir ein Gefühl der Unabhängigkeit.

Sie haben sich in der "#MeToo"-Debatte klar positioniert und gesagt, dass Sie dieses kollektive Jammern, das da entstanden ist, satthaben. Haben Sie schon in jungen Jahren gelernt, sich zu artikulieren – auch gegen den Strom?

Von meiner Familie wird mir immer wieder gesagt, dass ich recht stur war und einen starken Willen gehabt habe. Ich kann mich schon an diverse Wutanfälle erinnern, wenn ich das Gefühl hatte, ich wurde ungerecht behandelt. Ich habe als Landei begonnen und mich von ganz unten hinaufgearbeitet. Auch ich habe viele, viele Rollen in meinem Leben nicht bekommen, und so hat sich durch meine schauspielerischen Leistungen aus einem Job der nächste ergeben. Das ist oft sehr ungerecht, aber das hat nichts damit zu tun, dass Männer Frauen unterdrücken. Das ist das Leben.

Und am Beginn stand vielleicht hin und wieder das eine oder andere einschlägige "Angebot"?

Ich stehe nach wie vor dazu: Ich war in 20 Jahren nie in der Situation, entscheiden zu müssen, gehe ich jetzt mit auf das Hotelzimmer, oder gehe ich nicht mit. Es gab diese Angebote in meinem Leben und bei 80 Prozent meiner Kolleginnen nicht. Dass es einzelne solcher Situationen vielleicht gibt, bestreite ich nicht. Es gibt in jeder Branche Menschen, die krank oder kriminell sind, aber ich behaupte, dass das kein strukturelles Problem dieser Branche ist. Und egal, wie die Angebote sind: Jeder muss selbst wissen, wie weit er für eine Rolle gehen will und seinen Teil der Verantwortung übernehmen.

Ihre Kolleginnen Maria Köstlinger, Kristina Sprenger und Susanna Hirschler sprachen auch von sexuellen Avancen durch Männer im Schauspielbetrieb. Gab’s da einen Austausch?

Natürlich redet man darüber, dass der und der einmal irgendetwas Blödes gesagt hat. Man muss ja da den Unterschied sehen: Sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch ist etwas anderes, als wenn jemand einen ungeschickten Witz macht. Damit muss eine erwachsene Frau umgehen können.

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2  Kommentare
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Transalpin (224 Kommentare)
am 21.11.2018 18:17

grinsen :D ;D

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jack_candy (7.816 Kommentare)
am 12.10.2018 11:23

"Man muss ja da den Unterschied sehen: Sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch ist etwas anderes, als wenn jemand einen ungeschickten Witz macht. Damit muss eine erwachsene Frau umgehen können." -- Weise Worte.

Genau das ist das Hauptproblem von #metoo - da werden Lappalien (dumme Bemerkungen, die keinerlei weitere Folgen hatten) zu Staatsaffären aufgebauscht, und dadurch geht bei wirklich schlimmen Fällen die Glaubwürdigkeit verloren.

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