Nach den Nackten die Bekifften
Hans Wurst und Max Durst scheiterten 2004 in „Nacktschnecken“ so erfolgreich am Versuch, einen Pornofilm zu drehen, dass sie jetzt in „Contact High“ in die (Kino-)Welt der Drogen eintauchen. Die OÖN sprachen mit Hauptdarsteller und Drehbuchautor Michael Ostrowski.
OÖN: Was ist „Contact High“?
Ostrowski: ,Contact High' beschreibt ein Phänomen, das es gibt, das aber wissenschaftlich nur sehr wenig erforscht ist. Quasi, wenn sich einer etwas einschmeißt und der andere spürt es. Funktioniert aber nicht nur mit Drogen, sondern auch zum Beispiel mit guter oder schlechter Laune. In einer lustigen Runde wirst du einfach angesteckt. Bei Drogen oder Rauschmitteln ist dieses Gefühl dann noch viel stärker.
OÖN: Dieselben Figuren wie in „Nacktschnecken“, eine andere Geschichte. Warum entstand „Contact High“?
Ostrowski: Bei ,Nacktschnecken' habe ich mir gedacht: Warum hat noch nie jemand einen Film über Menschen gemacht, die versuchen, einen Porno zu drehen? Und diesmal war es: Warum hat noch nie jemand eine Komödie über ein total irres Phänomen gedreht, das auf dieser Welt wirklich vorkommt, und keiner redet darüber?
OÖN: Wie darf man sich das Drehbuchschreiben zu so einem Drogenmärchen vorstellen?
Ostrowski: Ich schreibe eine erste Fassung, schicke sie an Michael Glawogger (Regisseur, Anm.), dann kommt es wieder zurück. Sehr lustvoll.
OÖN: Und die Recherche?
Ostrowski: Die Recherche beginnt im Leben. Szenen aus dem Film, wie die, wo die Hauptdarsteller in den falschen Zug einsteigen und dann einen Pakistani treffen, sind mir selbst passiert.
OÖN: „Contact High“ richtet sich eher an eine junge Zielgruppe. Es ist in dem ganzen Film kein einziges Mal ein erhobener Zeigefinger oder eine ernsthaft-drogenverneinende Botschaft enthalten. Warum?
Ostrowski: Das war schon bei ,Nacktschnecken' so, dass die Leute einen Joint geraucht haben und sich daneben unterhalten haben. Und wir nicht gesagt haben: Uiii, die rauchen einen Joint. Wir haben für uns einen Stil kreiert, in dem wir die Welt so zeigen, wie wir glauben, dass sie ist. Auch Michael Glawogger nähert sich als Dokumentarfilmer der Welt samt ihren Überraschungen und versucht nicht, sein Konzept der Welt allen überzustülpen. Es gehört nun mal dazu, dass Menschen Drogenerfahrungen haben. Wir sprechen aber von Rauschmitteln, weil die Teil unserer Gesellschaft sind. Es gibt im Film auch diese Szene, in der Max sagt: ,Wenn du in unserer Gesellschaft den Alkohol wegnimmst, fällt alles auseinander. Weil alles mit Alkohol betoniert werden muss.' Das sind halb-philosophische, lustige Ansätze, die sich durch den Film ziehen, aber eine tiefere Wahrheit haben. Es ist aber kein ,Feelgood, wir nehmen alle Drogen, haha'-Film, es passieren auch viele schlechte Dinge.
OÖN: „Contact High“ ist wieder eine Komödie – oft wird dieses Genre als das schwierigste bezeichnet, oft findet es im österreichischen Film sehr wenig Platz. Brauchen wir mehr zum Lachen?
Ostrowski: Ich habe mir vor ,Nacktschnecken' gedacht, es ist Zeit für einen neuen Tonfall in der österreichischen Filmlandschaft – ich fand die Verbindung von semi-dokumentarischen Bildern zusammen mit inhaltlicher Überhöhung, die Komödie immer hat, sehr interessant. Auch meine Herkunft als Schauspieler von der Volkstheater-Seite, vom ,Theater im Bahnhof', macht Humor für mich wichtig.
OÖN: Warum haben Sie sich von Michael Stockinger auf Ostrowski umbenannt?
Ostrowski: Ich war in Polen und bin zum Wurstsemmerl-Essen ausgerechnet in ,Ostrow' ausgestiegen. Das bedeutet Insel. Ein schöner Name. Außerdem gab es vorher immer gewisse Assoziationen mit ,Kommissar Rex'.