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Martina Ebm: "Ich bin keine Amazone, aber zäh"

Von Karin Schütze   02.Juni 2017

Auf der Bühne war sie Femme fatale Alma Mahler. Ein Gespräch über ihre Rollen, ihren Werdegang auf Umwegen und was der OÖN-Mostdipf-Preisträgerin im Leben wichtig ist.

"Schlachtfeld der Liebe" klingt nicht unbedingt romantisch. Was erwartet das Publikum?

Der Abend steht ganz im Zeichen der Liebe: von Himmelstürmen bis Verzweiflung und wieder aufkeimende Hoffnung! Ich bringe ein Kaleidoskop an Liebesgefühlen auf die Bühne mit Texten von Stefan George, Friedrich Rückert, Mascha Kaléko oder Erich Kästner. Da ich schon länger an Vertonungen von Lyrik arbeite, werden mein Musiker, Tommy Hojsa, und ich manche davon präsentieren. Es handelt sich also um eine musikalisch untermalte Lesung historischer Texte mit emotionalem Gegenwartsbezug.

Was bedeutet Liebe für Sie?

Es ist immer wieder erstaunlich, wie einen die Liebe überraschen kann. Als meine Kinder geboren wurden, hat mich ein Gefühl überwältigt, das ich vorher so nicht kannte: die reine, bedingungslose Liebe. Ein Gefühl, das wunderschön ist, sich aber auch nach großer Verantwortung anfühlt.

Liebe und Leidenschaft auf die Bühne gebracht haben Sie mit Alma Mahler und Sabina Spielrein am Theater in der Josefstadt. Was war die größte Herausforderung dieser Figuren?

Beide Frauen waren große Liebende! Alma Mahler galt als die schönste Frau Wiens, weswegen zahlreiche Herren ihretwegen den Kopf verloren. Sabina Spielrein ging in ihrer Liebe zu C.G. Jung durch extreme Höhen und Tiefen. Eine Frau, die die Männer beherrschte, eine andere, die fast an der Liebe zerbrach, bevor sie sich emanzipierte und selbst Analytikerin wurde. Ich versuche als Schauspielerin, mich tief auf die Emotionen der Figuren einzulassen, sodass mir die Figuren sehr nahe kommen. Es gibt kaum etwas Spannenderes als die Fallhöhe der Liebe.

Welche Frauenfigur würden Sie gerne noch spielen?

Ach, viele. Das ändert sich auch, ja nachdem welches Buch ich gerade lese oder welche Filme ich gesehen habe. Im Moment beschäftigt mich die Edith aus "Ungeduld des Herzens" von Stefan Zweig. Er beschreibt die Liebe und das Leiden des querschnittgelähmten Mädchens Edith so minutiös, dass beim Lesen bereits Spielszenen in meinem Kopf entstanden sind.

Sporthauptschule, BWL- und Medizinstudium. Wann wussten Sie, dass Sie Schauspielerin werden wollten?

Ich hatte immer schon viele Interessen, Schauspielerin wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Da ich früher eher schüchtern war, war es auch nicht so leicht für mich, es selbst zu erkennen. Paulus Manker und die Rolle der Alma haben mir dann endgültig klargemacht, dass nichts anderes für mich in Frage kommt.

Was hat Sie am Anfang Ihrer Karriere die meiste Kraft gekostet?

Wahrscheinlich war es die Wegfindung. Ich musste mich erst entpuppen und aus all den Interessen und Neigungen herauskitzeln, was ich machen möchte.

Der Weg ist ein steiniger. Was hat Sie nicht aufgeben lassen?

An Aufgeben habe ich nie gedacht! Ich bin zwar keine Amazone, aber sehr zäh. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich das auch durch. Meine "Off-Theater-Jahre" waren sehr anstrengend, kein Geld, Alltagssorgen, aber auch viel Kreativität und wunderbare Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich zum Teil heute noch verbunden bin. Ohne Fleiß, kein Preis, das sagt man doch, oder?!

Über Ihr Privatleben schwirrt wenig durchs Internet. Suchen Sie abseits der Bühne gerne die Ruhe und das Alleinsein?

Privatsphäre ist mir wichtig. Abseits der Bühne genieße ich die Zeit mit meiner Familie sehr. Ich war immer schon ein Familienmensch. Wenn es meinen Kindern gut geht, geht es mir und meinem Partner gut – und dann kann ich auch viele Emotionen in meine Rollen stecken.

Ende 2017 soll die dritte Staffel der "Vorstadtweiber" ausgestrahlt und im Sommer sogar ein Film gedreht werden. Verraten Sie, wie es weitergeht?

Dazu darf ich noch nicht viel sagen. Aber die dritte Staffel, die wir gerade drehen, hat es in sich! Die "Weiber" rücken wieder näher zusammen und schmieden gemeinsame Pläne, auch böse. Die Drehbücher zur dritten Staffel mag ich besonders, da auch meine Rolle, die Caro, gereift ist. Das gibt mir mehr Spielraum.

Ihr Lebensmotto ist: "Es geht immer nur vorwärts". In welche Richtung soll es gehen?

Vorwärts ist immer eine Frage der Perspektive und welche Prioritäten man sich im Leben setzt. Meine Priorität ist definitiv meine Familie und mein Beruf, der mich täglich neu erfüllt und mich herausfordert.

Wo hat der Mostdipf eigentlich seinen Platz gefunden?

Sehr prominent am Fensterbrett meiner Küche. Und nachdem die Küche ein wichtiger Ort ist, wo gekocht und gelacht wird, hat er den besten Platz, den ich zu bieten habe!

 

AUFTRITT IN OÖ 

In Wels: Mit „Schlachtfeld der Liebe“, einer Collage aus Wort und Musik sind Schauspielerin Martina Ebm und der Musiker Tommy Hojsa am 9. Juni in der Villa Muthesius (vorm. lebensspuren.museum) in Wels zu Gast. Pollheimerstraße 4, 19 Uhr. Infos: 07242 / 91 12 49 oder verein@lebensspuren.at, Karten: www.lebensspuren.at

ZUR PERSON 

Leben: Aufgewachsen in Mondsee, besuchte Martina Ebm dort die Sporthauptschule. Nach der Matura in Salzburg schloss sie in ihrer Geburtsstadt Wien das Studium Theater-, Film- und Medienwissenschaften ab.

Theater: Als Alma Mahler fesselte sie im Polydrama „Alma – A Show Biz“ (Regie: Paulus Manker) am Theater in der Josefstadt, dessen Mitglied sie seit 2014 ist. In Christopher Hamptons Uraufführung von „Eine dunkle Begierde“  gab sie dort Sabina Spielrein.

Film: In „Bad Fucking“ von Kurt Palm (Regie: Harald Sicheritz) spielte sie als „Veronika“ 2013 die Hauptrolle. Seit 2014 ist sie als „Caro“ eines der ORF-Serien-„Vorstadtweiber“, deren dritte Staffel gerade gedreht wird.

 

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28. März 2024