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Linzer Kunstuni will sich einmischen

Von Peter Grubmüller   14.Oktober 2014

Seit Oktober 2000 ist Reinhard Kannonier Rektor der Linzer Kunstuni. Der Unirat wählte den 66-Jährigen nun einstimmig für eine weitere Funktionsperiode bis 30. September 2019. Im OÖN-Interview spricht Kannonier über die Vorhaben der Kunstuni und wie sie sich noch besser in die kulturelle Entwicklung von Land und Stadt einbringen könnte.

 

OÖNachrichten: Sie könnten bereits in Pension gehen, haben sich aber noch einmal zum Rektor wählen lassen – warum?

Reinhard Kannonier: Das hat mit laufenden und jetzt beginnenden Projekten zu tun, die teilweise stark mit meiner Person zusammenhängen. Natürlich hat auch das Vertrauen von Senat und Unirat eine große Rolle gespielt.

Um welche Projekte geht es konkret?

In erster Linie um unseren Umbau des Brückenkopfgebäudes auf dem Hauptplatz – dort starten wir gerade. Die Finanzierung ist fix, obwohl die Frage, wie das Dach aussehen wird, noch nicht geklärt ist – aber das soll bis Ende Oktober feststehen. Ich gehe davon aus, dass wir im Frühling mit dem Bau beginnen. Anm: Stadt Linz und Land Oberösterreich beteiligen sich mit jeweils vier Millionen Euro, die Bundesimmobiliengesellschaft auch, der Rest wird aus der erhöhten Miete, die nach Abschluss der Bauvorhaben der Brückenkopfgebäude 2018 fällig wird, abgegolten. Gesamtkosten: 36 Millionen Euro.

Wann startet nun das Bachelor-Studium "Fashion-Design & Technology", das von Wien-Hetzendorf nach Linz übersiedelt, in der Tabakfabrik?

Wir sind gerade dabei, mit drei Partnern ein sehr spezifisches Konzept zu erstellen. Österreich ist eben kein Modeland, Oberösterreich schon gar nicht – warum sollen also junge Leute in eine Modewüste wie Linz kommen? Das können wir nur erreichen, wenn wir etwas Spezielles anbieten. Das wird bei uns der Bereich "Technologie und Medien" sein. Mit dem Ars Electronica Center haben wir hier einen Partner – und im Bereich Technologie sind wir mit Lenzing AG und Linz-Textil im Gespräch. In der Tabakfabrik werden die Räume bereits adaptiert, wir werden 20 bis 25 Studierende pro Jahrgang aufnehmen. Mit dem Bakkalaureat starten wir im Wintersemester 2015, mit dem Master im Wintersemester 2016.

Mehr Angebot erhöht auch den Wettkampf der Institute um die Studierenden…

…das ist richtig. Junge Menschen gehen lieber in Metropolen, also müssen wir etwas anbieten, das es anderswo nicht gibt – wie etwa "Interface Cultures", das kann man bei uns studieren, oder wie wir das Thema Mode umsetzen werden, und unser Industriedesign-"scionic". Oder man bietet Dinge an, die es woanders auch gibt, nur anders: Wie bei uns Architektur, wo Nachhaltigkeitskonzepte erarbeitet werden. Nur so kriegen wir Studierende aus Wien oder aus anderen attraktiven Städten nach Linz. Wir werden es erleben, wie positiv sich das städtische Milieu mit unserer Übersiedelung auf den Hauptplatz und mit der Installierung der Medizin-Uni verbessern wird.

Der kulturellen Entwicklung der Stadt würden auch geisteswissenschaftliche Fächer gut tun.

Aus diesem Grund haben wir das IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Anm.) mit 1. Jänner 2015 nach Linz geholt und eingegliedert, obwohl es Wien vorerst als Standort behält, was für uns als Schaufenster kein Nachteil ist. Wir signalisieren, dass Kulturwissenschaft für Linz wichtig ist – als Rahmen für die Entwicklung von Technologie und als kritischer Widerpart, der Reibungsflächen aufbaut.

Warum werden zwei der herausragenden Studienrichtungen der Kunstuni – Architektur und Industriedesign – nicht in die kulturelle und kulturpolitische Entwicklung der Stadt und des Landes eingebunden?

Diese beiden Studienrichtungen erregen international viel mehr Aufmerksamkeit als bei uns. Es war auch wichtig, dass wir das international positionieren. Außerdem hängt so etwas auch immer an Personen, und jüngst wurde unser "scionic"-Leiter Axel Thallemer von der Uni Singapur abgeworben.

Anders gefragt – warum positionieren sich Linz und Oberösterreich nicht zunehmend mehr als Design-Hochburg?

Da fehlte sehr lang der Weitblick der Politik und der politischen Entscheidungen. Es fehlte auch an Ideen seitens der Industrie. Die Kunstuni und Linz09 hatten ja auch Reibungsflächen – und einer der Gründe dafür war, dass wir sehr darauf gedrängt haben, gerade beim Design nachhaltiger zu denken, vom Industriedesign bis zur Stadtentwicklung und -gestaltung. Ich war gerade in Kopenhagen, dort wird genau dieser Gedanke vorbildlich gelebt – und dann komm’ ich nach Linz zurück und sehe, wie über Donaugestaltung und -nutzung diskutiert wird. Da gibt es noch viel Aufholbedarf. Wir können in dieser Debatte ein nützlicher Partner sein. Die Kunstuni will sich einmischen.

Werden Sie von Land und Stadt als Partner wahrgenommen?

In letzter Zeit? Ja. Aber wirklich erst in letzter Zeit.

 

Die Kunstuni und ihr Rektor

Kunstuni Linz: 1947 wurde die Kunstschule der Stadt Linz gegründet, 1973 wurde sie zur Hochschule erhoben, im Jahr 2000 erlangte sie Universitätsrang. Die drei Schwerpunkte der Kunstuni sind „Intermedialität“, „Raumstrategien“ und „Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung“. 1200 Studierende werden an der Kunstuni aktuell von 33 Lehrenden ausgebildet.

Reinhard Kannonier: Er wurde 1947 in Kärnten geboren, studierte in Graz Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft sowie in Salzburg Politik und Publizistik. Sein Doktorat erwarb er in Politologie, Publizistik und Kommunikationstheorie. Ab 1980 war er Universitätsassistent am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Kepler-Uni Linz. 1985 erfolgte seine Habilitation. 1987 bis 1990 war er Musikdirektor am Brucknerhaus. Im Oktober 2000 wurde er Rektor der Kunstuni.

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