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Linzer Festival zeigt, was Afrika kann

Von Astrid Benzer   25.September 2014

"Thematisch werden wir den Blick auf Europa und die afrikanische Diaspora (siehe Stichwort unten) richten und die globalen Strukturen im afrikanisch-europäischen Kontext von zeitgenössischer Kunst, Kultur und Wissenschaft beleuchten. Wir werden aber auch aktuelle Tendenzen in Film, Musik, Bildende Kunst, Neue Medien und Wissenschaft aufgreifen. Kunst- und Kulturkooperationen sowie Wissensaustausch sollen gefördert, Netzwerke ausgebaut werden“, beschreibt Kuratorin und Kulturanthropologin Sandra Krampelhuber die Ausrichtung des Fesitvals.

Das breit gefächerte Programm umfasst Filmvorführungen, Konzerte, Dj-Lines und Ausstellungen sowie einen Workshop. Diese werden inhaltlich von einem zweitägigen kulturwissenschaftlichen Symposium begleitet. Schauplatz des Festivals sind die Räumlichkeiten der Stadtwerkstatt und das Schiff „MS Schönbrunn“ in unmittelbarer Nähe der Stadtwerkstatt. Sämtliche Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt statt!

Schwerpunkt afrikanischer Film

Afrikanische Filme sind in heimischen Kinos de facto nicht existent. Umso erfreulicher ist es, dass man im Rahmen des Festivals dieses cineastische Manko mit einer spannenden Mischung aus Spielfilmen, Dokumentarfilmen sowie einer afro-futuristischen Kurzfilmreihe aufholen kann.

Dass die afrikanische Filmindustrie im Wachstum begriffen ist, wird auch im Rahmen des Symposiums von der britischen Film-Kuratorin und Autorin Nadia Denton, die speziell über das Filmland Nigeria referieren wird, thematisiert. In Nigeria werden jedes Jahr tausende, zum großen Teil Low-Budget-Filme gedreht, die unter dem Namen „Nollywood“ vermarktet werden. Damit ist Nigeria die zweitgrößte Filmnation der Welt nach Indien und vor den USA.

Eröffnet wird das Festival mit dem Dokumentarfilm „The Stuart Hall Project“. Der aus Ghana stammende und in London lebende Regisseur John Akomfrah geht darin dem Leben des britischen Kulturtheoretikers Stuart Hall nach. „Hall war Gründungsfigur der „Cultural Studies“ (Kulturwissenschaften, Anm. d. Red). Ursprünglich aus Jamaika, ist er im Jahr 1951 nach England emigriert. Im Film geht es um sein Aufwachsen, seine Identität, sein Wirken und was es bedeutet, als Jamaikaner in England zu leben“, ergänzt Krampelhuber.

The Stuart Hall Project
Filmstill aus "The Stuart Hall Project"

"The Stuart Hall Project" (2013, UK, 98min)

Einen weiteren filmischen Höhepunkt bildet der Spielfilm „Tey/Aujourd'hui“ (übersetzt: „Heute“) vom französischen Regisseur Alain Gomis. Den letzten Tag seines Lebens vor Augen, kehrt ein in die USA emigrierter Senegalese in seine alte Heimatstadt Dakar an die Orte seiner Vergangenheit zurück. Die Hauptrolle ist mit dem US-Schauspieler, Rapper und legendären Slam Poeten Saul Williams hochkarätig besetzt.

Tey/Aujourd'hui
»Tey/Aujourd'hui« mit Saul Williams in der Hauptrolle (li.)

„Tey/Aujourd'hui“ (2011, Frankreich/Senegal, 86min)

 

Zeitgenössische Strömungen in Kunst, Kultur und Wissenschaft

Über zeitgenössische Künstler, Modedesigner und Fotografen spricht im Rahmen des Symposiums der Schwede Teddy Goitom. Er hat erst kürzlich die fünfteilige TV-Serie „Afripedia“ fertiggestellt, in der er Künstler und Kulturschaffende in Senegal, Angola und Ghana aufgesucht hat. Ebenfalls zu Gast beim Symposium ist der ghanaische Künstler Serge Attukwei Clottey, der Europa aus der Sicht Afrikas beleuchten wird.
Einen Beitrag gibt es auch vom britischen Autor und Fotografen Johny Pitts, der sich in seiner Arbeit mit der afro-europäischen Identität beschäftigt. Die britische, in Eritrea geborene Journalistin Hannah Pool wiederum wird Auszüge aus ihrem Buch „My father's daughter“ lesen.

 

Fashion Parade
"Fashion Parade", ein Projekt des ghanaischen Künstlers Serge Attukwei Clottey.

"Fashion Parade", ein Projekt des ghanaischen Künstlers Serge Attukwei Clottey. (Bild: Nii Odzenma)

 

Johny Pitts
Johny Pitts

Johny Pitts

Kunst im Foyer

Im Foyer der Stadtwerkstatt wird man auf die Soundinstallation „ToR - Tales Of Resilience“ - Ein Radio-Interface vom Linzer Künstlerkollektiv Time's Up stoßen: „Unterwegs in Simbabwe, haben sie sich mit ungehörten Geschichten von Menschen, die zwischen unterschiedlichen Kulturen und Kontinenten reisen, auseinandergesetzt. Die Anekdoten kann man sich mit einem alten, nostalgisch anmutenden Radio interaktiv anhören“, erklärt Krampelhuber. Ergänzt wird ToR von der Fotoausstellung „Be yourself - Stay Black and beautiful“, kuratiert von Marie-Edwige Hartig.

Die Festivalabende kann man musikalisch bei Live-Konzerten oder DJ-Lines (Reggae, Dancehall, Ethiopian Jazz, Afrobeat Tunes) ausklingen lassen. Keineswegs versäumen sollte man das Konzert von „Gato Preto“. Beide Künstler leben in Deutschland, haben aber afrikanische Wurzeln. Dieser Mix der Kulturen fließt auch in ihre Musik hinein und ergibt eine belebende Mischung aus Kuduro, Moombathon, Breakbeat und Bailefunk.

 

Gato Preto
Gato Preto

Gato Preto

Wer wissen will, wie man zu diesem Musikstil tanzt, der kann am 27. September an einem Workshop teilnehmen und Tänze wie Azonto, Coupé Decalé, African House, Mapouka oder Makossa lernen. Hier ein kleiner Vorgeschmack zur Einstimmung:

Azonto:

Coupé Decalé:

African House:

Makossa:

 

Sämtliche Termine und Festival-Infos finden Sie hier: http://ta.stwst.at

 

Stichwort Diaspora

Der Begriff Diaspora bezeichnet seit dem späten 19. Jahrhundert hauptsächlich religiöse oder ethnische Gruppen, die ihre traditionelle Heimat verlassen haben und unter Andersdenkenden lebend über weite Teile der Welt verstreut sind. Im Falle der afrikanischen Diaspora bezeichnet man damit die Afrikaner die historisch unter anderem durch die Sklaverei verstreut wurden.

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