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Kein Wunderkind, aber doch ein Wunder: Joseph Haydn

Von Von Michael Wruss, 31. März 2009, 00:04 Uhr
Bild: OÖN

Heuer ist Haydn-Jahr! Hätten Sie es gewusst? Genauso ein Jubiläumsjahr wie vor drei und 18 Jahren. Allerdings überschlugen sich da Verlage, Produzenten, Veranstalter und die Öffentlichkeit – es ging ja auch um Mozart!

Ist Haydn um so viel schlechter? Keinesfalls! Nur fehlte dem zeitlebens berühmtesten Komponisten der Welt so manches zur modernen Popularität.

Es begann schon 1732, als Joseph Haydn am 31. März in Rohrau zur Welt kam. Kein Vater, der Kapellmeister war wie Leopold Mozart, sondern ein ehrlicher Handwerker, der es zu bescheidenem Wohlstand brachte.

Trotz der frühen Förderung durch den Vater war er im Gegensatz zu Mozart kein Wunderkind. Ja, nicht einmal so hervorstechend, dass man ihm Kompositionsunterricht geben wollte. Mit gut 16 Jahren stand der Wiener Sängerknabe nach dem Stimmbruch mit nichts da. Am naheliegendsten schien der Eintritt ins Kloster.

Emporgeschuftet

Doch Haydn schlug sich mit Unterricht und G’schäftln durch, diente als Korrepetitor und spielte in Kirchenorchestern. Nebenbei komponierte er, „eigentliche Lehrer habe ich nicht gehabt“. Haydn schuftete sich empor und kam schließlich 1761 an den Hof der Esterházy, einer der reichsten Familien ihrer Zeit, die Unsummen in die Kunst investierte.

Ab 1766 war er Kapellmeister und konnte experimentieren, so viel er wollte. Allerdings zu einem Lebenszeitpunkt, da Mozart bereits fast alle großen Meisterwerke vollendet hatte.

Haydn, ein Spätzünder? Vielleicht, aber möglicherweise war es gerade die große Erfahrung, die Haydn diese unglaublichen Entwicklungsschritte setzen ließ, die von Mozart und vielen Zeitgenossen bewundert und nachgeahmt wurden. Abseits der großen Metropolen entwickelte Haydn den klassischen Formenkanon, der bis weit ins 19. Jahrhundert Gültigkeit hatte, und wies selbst mit seinen späten Werken noch weit in die Zukunft voraus.

„Immer Sklav“

Doch sollte man nicht glauben, dass Haydn in Eisenstadt glücklich war. Er fühlte sich trotz der internationalen Beziehungen und Erfolge immer isolierter, klagte von der Einsamkeit und meinte gar im Juni 1790, dass es „doch traurig sei, immer Sklav zu sein“. 1790 folgte die „Erlösung“ und mit der ersten Londonreise der ersehnte Triumph.

Haydn wurde alt, mit 77 Jahren sogar sehr alt, war die letzten Jahre pflegebedürftig und verließ kaum mehr sein Haus in Wien. Plötzlich wurde aus dem internationalen Star der schrullig-niedliche Papa Haydn, der 1809, während Napoleons Truppen Wien belagerten, friedlich einschlief. Kein Mord, kein anderweitig spektakulärer Tod.

Es fehlte aber auch die Witwe – Haydns wenig geliebte Frau starb neun Jahre früher –, die wie Mozarts Konstanze entsprechend Werbung betrieben hätte. So steht Haydn bis heute im Schatten Mozarts und Beethovens, wird vielfach bloß als Wegbereiter angesehen und zum „Warmspielen“ degradiert.

Haydn ist sehr viel mehr. Er ist einer der vielseitigsten und gleichzeitig genialsten Komponisten mit einem unglaublich großen Oeuvre, das von tief empfundener Emotion, genauso wie von kühner, geistvoller Technik und einer großen Portion Humor geprägt ist. Ohne Haydn wäre vieles gar nicht oder erst viel später entstanden und die musikalische Welt um einige ihrer wertvollsten Eingebungen ärmer. Haydn war kein Wunderkind, rückblickend war er dennoch ein unfassbares Wunder.

Konzerte heute: Anton Bruckner Quartett – „Die sieben letzten Worte“, Kirche der Elisabethinen Linz, 19.30 Uhr; Stuttgarter Kammerorchester unter Dennis Russell Davies – „Geburtstag von Joseph Haydn“, Brucknerhaus Linz, 19.30 Uhr
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