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Ist denn niemals Ende mit Krieg?

Von Silvia Nagl   01.Dezember 2014

Es ist ein Text voll sprachlicher Wucht, einem antiken Drama gleich, eine berührende und tränenreiche Geschichte, zugleich auch spannender Krimi. Eine Frau spricht fünf Jahre kein Wort mehr, nach ihrem Tod erhalten ihre Zwillingskinder den testamentarischen Auftrag, zwei Briefe an den vermeintlich verstorbenen Vater und einen bislang unbekannten Bruder zu bringen. Eine schmerzliche Reise in die Vergangenheit der Mutter, somit auch in die eigene, beginnt.

Schmerzvolles Theater

Regisseur Johannes von Matuschka nähert sich respektvoll dieser grandiosen Sprach- und Geschichtskonstruktion über Krieg und Familie, die seit der Uraufführung 2003 an vielen Bühnen zu sehen war. Er bringt großteils eine verständliche, in den vielen Übergängen von Zeit und Raum sehr gelungene Inszenierung. Einige Kürzungen würden dem Drei-Stunden-Abend aber nicht schaden. Die Live-Filmerei zeigt Wirkung vor allem bei Szenen mit der Mutter, gespenstisch wird sie im Keller, manchmal aber ist sie überflüssig. Die 27 Meter lange und leere Arena im Schauspielhaus ist eine Herausforderung für die Regie und das Schauspielteam – vor allem Katharina Hofmann als Mutter, die vom jungen Mädchen bis zur älteren Frau alle (Lebens-) Stationen durchspielt und dabei auch eine gewaltige Menge an Text zu bewältigen hat – was sie alles bravourös meistert. Überzeugend als Zwillingspaar von aggressiv bis neugierig, von tieftraurig bis entsetzt: Christian Manuel Oliveira und Anna Eger.

Sebastian Hufschmidt als Notar gerät zu sehr zur Karikatur (v.a. beim Spaziergang durch die Wüste mit Zipfelkopftuch und Pinkelpause...), Björn Büchner mimt einen Vergewaltiger, einen Mörder – die Szene, als er mit Popstar-Gehabe "Roxanne" von Police interpretiert, macht ihn zu lächerlich und klein für die Dimension der Bestie. Eindringlich in Verletzlichkeit und Wut Jenny Weichert, zurückhaltend präsent Aurel von Arx, in jeder Rolle stimmig Thomas Bammer, auffallend talentiert Levin Hofmann. Überhaupt sehr genau gezeichnete und überzeugende Schauspiel-Leistungen.

Die Kostüme sind zeit- und ortlos, nur kleine Details deuten auf den arabischen Raum hin. In ihrer Einfachheit verblüffend schöne Bilder gelingen mit einem großen weißen Tuch und mit hunderten Paar Schuhen. Schmerzvolles, eindringliches Theater.

Theater: "Verbrennungen" von Wajdi Mouawad, Landestheater Linz / Arena; Premiere 29.11.

OÖN Bewertung:

 

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23. April 2024