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"In der Pubertät ist es uns halt allen gleich gegangen"

Von Nora Bruckmüller   12.Oktober 2018

Papier ist geduldig. Auch als stiller Zeuge pubertärer Verwirrungen und Bewahrer von Geheimnissen jeden Alters. Mit Diana Köhle gibt es eine Frau, die es schafft, Menschen dazu anzuleiten, vergangene Lebenskapitel in lustige Abende zu verwandeln.

Unter dem Motto "Schweigen ist Silber, Vorlesen ist Gold" veranstaltet die Wahlwienerin seit fünf Jahren "Tagebuch-Slams". Die gebürtige Tirolerin versammelt Menschen auf einer Bühne, die aus ihren Tagebüchern vorlesen. Dabei geht es auch darum, mit dem besten Vortrag die Gunst des Publikums zu gewinnen, wie es das Wort "Slam" für Wettbewerb verlangt. Aber vor allem stehen Mut, Selbstironie und Spaß im Zentrum. Am 19. Oktober findet der erste "Tagebuch-Slam" in Linz statt (mehr in der Box). Es wird Köhles 128. "Slam" sein, der 71. in einem Bundesland. Dann hat die 38-jährige Kulturarbeiterin nur mehr das Burgenland mit ihrem Format zu erobern.

Entstanden ist das Format zufällig. Als Unterform der von ihr moderierten "Poetry Slams", in der sich Willige gegenseitig ihre Poesie um die Ohren schmeißen. "Ich hatte damals die Vorgabe, mir jeden Monat eine neue Art von Slam zu überlegen, dabei sind mir Tagebucheinträge in den Sinn gekommen", sagt sie was ist los?.

Pubertät, das Schicksal aller

"Ich selbst habe mir meine Tagebücher erst aus Tirol von meinen Eltern schicken lassen müssen. Wenn man dann liest, was man als Jugendlicher geschrieben hat – das ist nur lustig", sagt sie und lacht. In Wien hat das Format gleich funktioniert.

Das fiel auch TV-Macher David Schalko auf, als er im Publikum saß. Er brachte ihr Format für fünf Folgen in die ORF-Dienstagnacht. Köhle: "Der Tagebuch-Slam kommt deshalb so gut an, weil sich jeder darin wiedererkennt."

Die meisten lesen Auszüge aus ihrer Jugendzeit vor. "Und als Teenager, in der Pubertät, ist es uns halt allen gleich gegangen. Neulich hat aber auch eine Frau vorgelesen, die sich gefragt hat, warum sie sich immer in die falschen Männer verliebt. Sie hat viel Anklang gefunden."

Köhle kennt die Auszüge vor den Auftritten nicht, die gekürzt vorgelesen werden dürfen, aber nie verfälscht. "Ich sage aber immer, dass sie älter als fünf Jahre sein sollten. Da steht man schon über der Vergangenheit." Nachnamen Beteiligter müssen nicht genannt werden. "Aber wenn man will, kann man schon abrechnen."

Eine junge Frau habe sich einmal explizit auf einen Mann bezogen, der im Publikum gesessen ist und ihr Herz gebrochen hatte. "Später hat er tatsächlich versucht, sie anzubraten." Anders als der erfolgreiche Heiratsantrag, den Köhle in Wien auf der Bühne erlebt hat, war das aber vergebene Liebesmüh.

Die Dame ließ den Herzensbrecher wissen: "Ich steh’ eigentlich auf Frauen."

INFOS UND MEHR

1. Tagebuch-Slam in OÖ:
19. 10., 19.30 Uhr, Theater Phönix Linz,
Karten: www.theater-phoenix.at
Info-Tel. 0732 / 666500

Mitmachen!
Wer sich auf der Bühne seinen Jugendsünden stellen will, kann sich bei Diana Köhle melden:
diana@liebestagebuch.at

385 Kandidaten haben bisher mitgemacht. Köhle: „Die meisten wollen nochmal lesen und sagten, es
war sehr befreiend.“

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18. April 2024