Im Schrank mit einer Leiche
Schmunzeln, sich amüsieren, herzlich lachen – und das zweieinhalb kurzweilige Stunden. Und tags darauf immer noch Vergnügen bei der Erinnerung an diesen Theaterabend: „Außer Kontrolle“ im Landestheater Linz ist das derzeit beste Rezept in town gegen eventuelle Dezember-Melancholie.
Ray Cooney (*1932), genialer britischer Komödienschreiber, hat mit „Außer Kontrolle“ eine höchst kontrollierte, fast mathematisch konstruierte Story verfasst. Dabei kommt unter dem Strich heraus, was er von Beginn an beabsichtigt hat: Vergnügen pur. Ein Pointen-Feuerwerk mit Slapstick, Dynamik, absurden Situationen und grotesken Katastrophen, britischer Humor in Reinkultur.
Das alles kann in einem schleißigen Theaterbetrieb schnell zu stolpernder Überdosis, langweiligen Running Gags und langatmigen Dialogen führen. Nicht aber hier, weil Regisseur Ingo Putz ein äußerst geschicktes Händchen bei der Komödienumsetzung zeigt. Da ist das dafür unabdingbare verbale Ping-Pong-Spiel, bei dem sofort volley übernommen wird und somit kein Sekundenbruchteil Leerlauf entsteht. Da sind die für derartige Komödien notwendigen Stolperer und patscherten Anhauer in der genau richtigen Dosis, da wiederholen sich die Running Gags („Klopfklopf an der Tür: „Zimmerservice!“) in den unpassendsten Momenten mehrmals, aber eben nur so oft, dass sie nicht nervig werden.
Schadenfreude ist die schönste
Dass die Schadenfreude die schönste Freude ist, lässt sich auch an den immer vergnügteren Prustern der Zuseher ableiten, je mitleidserregender die Mimik von beispielsweise Klaus Köhler wird. Ja, und er ist nur einer in diesem tollen Darstellerteam, in dem jedem und jeder ein Extra-Bravo gebührt für dieses lustvolle Spiel der Lustbarkeiten, Leidenschaften und Lügengebäude.
Es macht Spaß, Lutz Zeidler zuzusehen, der den Politiker, geschult darin, nie auf etwas festgenagelt zu werden und aalglatt allen Häschern zu entwischen, mit schlagfertigem Witz spielt. Jenny Weichert setzt ihren bisher gezeigten Fähigkeiten noch jene der überzeugenden Komödiantik drauf. Thomas Kasten weiß genau, dass der Schmäh auch ernst sein muss, um wirklich zum Lachen zu sein. Manuel Klein gibt der managermäßigen Beflissenheit Lächerlichkeit. Weiters der lendengesteuerte Georg Bonn, die seitensprungbereite Katharina Hofmann, die liebeshungrige Bettina Buchholz, der chaplineske Björn Büchner – und nicht zu vergessen: das exakt werkende „Fenster“, für das es am Ende auch Applaus gibt.
Die Story ist im kompletten Ablauf, in den Abgängen und Auftritten vom Regisseur perfekt getimt, was auch der für derartige Türl-auf-Türl-zu-Boulevardkomödie reale Bühnenraum von Stefan Brandtmayr unterstützt. Der Hotelzimmer-Raum erinnert an einen 50er-Jahre-Film, in dem der draufgängerische Liebhaber das schüchterne Gspusi mit Rein-raus-Spielen der technischen Art beeindruckt: Auf Knopfdruck klappen Betten herunter, schweben Bars von oben in den Raum, wird Licht gedimmt, beginnen Sprudeleruptionen im Whirlpool, usw. Im Hintergrund das große Fenster, das eine wesentliche Rolle spielt: ein Hotelzimmer mit Aussicht, einem verhängnisvollen Balkon und einer Leiche im Schrank....
Die Kostüme von Cornelia Kraske zeigen adrette Bürgerlichkeit vergangener Jahrzehnte.
Die Geschichte um den liebestollen Politiker, der ein atemberaubendes Lügengebäude aufbaut, das genialer nicht erfunden sein kann, macht einfach Spaß.
Hingehen, anschauen und sich amüsieren!
Info: Tel. 0800 218 000