"Ich habe mir nie gedacht: Ich muss Regisseur werden"
Youki: Michaela Greil, Nachwuchsreporterin für die OÖNachrichten beim Welser Jugendmedienfest, hat den Gmundner Sebastian Brameshuber bei seinem Regie-Workshop begleitet und ihn interviewt
Im abgedunkelten Kinosaal ist es leise. Eine kleine Gruppe Filminteressierter konzentriert sich gespannt auf die filmische Arbeit des Oberösterreichers
Sebastian Brameshuber: Ein Muezzin singt und lädt zum Gebet. Andere tun es ihm gleich. Eine Jury entscheidet, wer Muezzin des Jahres der Türkei werden soll.
Youki-Workshop konkret
Während der Youki arbeitet Sebastian Brameshuber (34) an drei Tagen mit einer Kleingruppe von fünf interessierten Jugendlichen und Erwachsenen. Am Beginn des Workshops steht die Sichtung ausgewählter eigener Filme im Kinosaal, wie beispielsweise Muezzin. Anhand des Gesehenen, Gehörten und Gefühlten wird danach über die Entstehung der Filme und die Herangehensweise des Künstlers gesprochen.
Fragen werden gestellt und Antworten formuliert. Im Vordergrund steht das Eintauchen in die Welt des Films, der Austausch miteinander und das Lernen voneinander. Brameshuber knüpft dafür so weit wie möglich an den höchst unterschiedlichen Erfahrungen der am Workshop Teilnehmenden an.
Beruf Filmemacher: bereichernd und belohnend
Als bereichernd und belohnend beschreibt der Filmemacher aus Gmunden seine Arbeit. Mit Filmen wie "Preserving Cultural Traditions in a Period of Instability" (2004), "Muezzin" (2009), "Und in der Mitte, da sind wir" (2014), "Of Stains, Scrap and Tires" (2014) und" In, Over And Out" (2015) tourte er durch die Filmfestivalgeschichte.
Angefragt wurde der Künstler vom Festivalteam für einen Regie-Workshop. Es geht ihm jedoch darum, das Filmemachen an sich und die Begeisterung dafür zu vermitteln, seine Erfahrungen an junge Menschen weiter zu geben und sich mit ihnen über diese Themen auszutauschen.
Es betone die Arbeitskomponente mehr, als der Teilbereich Regie das tun würde, ist Brameshuber überzeugt. Als Allrounder in der Filmproduktion setzt der studierte Bühnen- und Filmgestalter mehrere Teilbereiche um, beispielsweise Regie, Ton, Schnitt. Sein Start lag im Genre Experimentalfilm, wo er gefundenes Filmmaterial neu aufbereitete und zu einem neuen Produkt zusammenstellte. „Ich habe mir nie gedacht: ich muss Regisseur werden. Ich möchte einen fertigen Film haben und auf dem Weg dorthin bin ich in vielen Bereichen tätig. Unter anderem bin ich Geschichtenerzähler.“
Die Inszenierung und der Regiewillen sei später von Film zu Film stärker geworden, erzählt Brameshuber. Wichtig sei ihm, seine Filme selbst zu schneiden, weil er die Geschichte selbst erzählen wolle und sich dafür ins Material einarbeiten müsse.
Sebastian Brameshuber über seinen Film "Und in der Mitte, da sind wir"
OÖN-Porträt von Sebastian Brameshuber
******
Youki-Tipp für Freitag:
Screening: EINER VON UNS (ONE OF US)
19:00 Uhr, Programmkino im MedienKulturHaus
(Stephan Richter, AT 2015, OF/german original, DCP, 86 min) – nach einer wahren Begebenheit.
In Anwesenheit von Stephan Richter und DarstellerInnen
Youki-Nachwuchsreporter: Jedes Jahr laden die OÖNachrichten und die Youki junge Menschen ein, internationales Filmschaffen und Kulturjournalismus kennen zu lernen. Die auf nachrichten.at veröffentlichen Berichte sind das Ergebnis dieser Zusammenarbeit.
Zur Autorin: Michaela Greil (24) stammt aus Lichtenberg, studiert Theologie an der KU Linz, ist Mitarbeiterin bei der "Langen Nacht der Kirchen" in Oberösterreich, freie Journalistin und Öffentlichkeitsarbeiterin, Berufsfotografin und Filmemacherin