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„Ich habe laufend Klagen am Hals“

Von Julia Evers   04.November 2013

Er kämpft gegen Schimmel und die, die ihn verursacht haben: Seit nunmehr sieben Staffeln deckt Günter Nussbaum in der ATV-Dokusoap „Pfusch am Bau“ ebendiesen auf. Die OÖNachrichten sprachen mit dem 45-Jährigen anlässlich des Staffelfinales heute um 20.15 Uhr auf ATV über Erfolg, Voyeurismus und Groupies.

 

OÖN: Sie schlitzen die Wände von ohnehin schon verzweifelten Häuslbauern auf. Bereitet Ihnen das Unbehagen?

In keinem Fall, ich helfe den Leuten ja. Ich mache nichts kaputt, was nicht schon vorher kaputt war. Natürlich überlege ich mir gut, ob ich einen Bauteil aufmache. In der Regel gibt es einen schweren Verdacht, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Wie erklären Sie sich den Erfolg Ihrer Sendung – wie viel Prozent ist Interesse am Bau-Thema, wie viel Voyeurismus am Leid der anderen?

Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Dieses Einschaltquotensystem mit diesen Kästchen, die in 500 Haushalten verteilt sind, das interessiert die Fernsehmacher, aber mich nur am Rande. Mir ist das Feedback aus der Bauwirtschaft wichtig.

Wie kann ein Häuslbauer vorbauen, damit er Sie einmal möglichst nicht braucht?

Fleißig „Pfusch am Bau“ schauen (lacht). Ernsthaft: Information. Dieses Sachverständigen-Wissen muss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, es muss jedem gesagt werden, was passieren kann, wenn er sich über eine Firma nicht ordentlich informiert, die Referenzen und die Gewerbescheine nicht checkt, wenn er den Hausbau nicht selbst begleitet. Da geht es um viel Geld, um Existenzen. Wer blauäugig an so ein Vorhaben herangeht, obwohl er „Pfusch am Bau“ schaut, dem können wir ohnehin nicht helfen. Ich denke, dass einer, der unsere Sendung verfolgt, auf die gröbsten Fallen nicht mehr hereinfallt.

Ihnen selbst sind unsaubere Methoden vorgeworfen worden, angeblich sollten die Firmen für Dinge einstehen, bei denen die Verschuldensfrage nicht geklärt war. Wie stehen Sie dazu?

Ich stehe dann vor Gericht, ich muss mich rechtfertigen. An meiner Vorgehensweise ist sicherlich nicht Unseriöses.

Sieben Staffeln TV haben Sie sehr bekannt gemacht. Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Die Groupie-Geschichten bleiben mir erspart. Es kreischt mich niemand an auf der Straße. Mich erkennen eher Erwachsene, das freut mich auch. Darüber hinaus: Ich habe laufend zwei bis drei Klagen am Hals. Meine Öffentlichkeitsarbeit bringt mir nicht nur Gutes ein, weil sich die Baupfuscher natürlich wehren. Das Schönste an dieser Bekanntheit ist aber, dass man auf der Baustelle mehr weiterbringt und sich Diskussionen erspart.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Fälle aus?

Der Fall muss plakativ sein, nicht die hunderttausendste Bauanschlussfuge behandeln. Darüber hinaus ist das Schicksal der Leute ganz wichtig. Ein schwerreicher Mensch, der auf Grund eigenes Verschuldens in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, wird anders behandelt, als die Familie mit drei Kindern, die kurz vor dem Ende ihrer Existenz steht.

Zeigen Sie in „Pfusch am Bau“ nur Ausnahmen oder sind solche Härtefälle die Regel?

Für die gesamte Baubranche sind die Fälle, die wir zeigen, nicht repräsentativ. Für meinen Alltag als Sachverständiger aber schon.

Wie wohnen Sie selbst?

Ich habe für meine Familie, meine Frau und meine vier Kinder, einen Dachboden ausgebaut. Selbstverständlich vorbildlich in PlusEnergie-Passiv-Qualität.

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