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Grönemeyers gefühlte Wahrheiten

Von Reinhold Gruber   17.März 2011

Der 54-Jährige hat in drei Jahrzehnten Musik viele Spuren hinterlassen, ist mit seiner sehr speziellen Kombination von Text, Sound und Gesang im deutschsprachigen Raum unvergleichlich geworden.

Grönemeyer genügt sich nicht im Verwalten des Erreichten. Er sucht nach Neujustierung, will seine Musik immer ein wenig auch neu erfinden und ist sich dennoch bewusst, dass Beständigkeit etwas Schönes sein kann. „Schiffsverkehr“ hat Neuland im Visier, aber sein „Grönland“ nicht aus den Augen verloren. Die elf neuen Songs geizen nicht mit emotionalen Momenten.

Schiffsverkehr Der Opener, die erste Single, braucht seine Zeit, um zu wirken. Die Wucht der Beats und die rockige Gitarrenarbeit finden ihren Weg. Grönemeyer bricht auf, genießt die freie Sicht und lebt.

Kreuz meinen Weg Die Suche nach einem, der sich stellt und gewohnt ist, sich gegen den Rest der Welt durchzuschlagen, wirkt düster. Am Anfang grüßen Rammstein schüchtern, dann baut sich die Angriffslust im bombastischen Elektro-Klangbild auf. Ungewohnt heftig.

Fernweh Die Sehnsucht, über den Tellerrand des eigenen Lebens hinauszuschauen, kommt wie eine ausgelassene Partynummer daher. Die Bläser-Sektion hätte mehr Vordergründigkeit verdient, aber der Song groovt auch so gut.

Unfassbarer Grund Grönemeyer und die Liebe. Ein unerschöpfliches Thema, das auch in diesem Fall in feinster Wortwahl das Hirn beflügelt und in seiner spärlich-kühlen Instrumentierung richtig zu Herzen geht.

Deine Zeit Eine persönliche, in die Tiefe gehende Klavierballade, die nahtlos an „Der Weg“ anschließt. Das Lied über seine an Alzheimer leidende Mutter berührt vom ersten bis zum letzten Wort. Ein Gefühlsausbruch, der ehrlicher nicht sein könnte.

Erzähl mir von morgen Aus seinem Titelthema für den Hollywood-Thriller „The American“ von Anton Corbijn hat Grönemeyer ein atmosphärisch dichtes Lied gemacht, das geheimnisvoll daherkommt.

Auf dem Feld Verzweiflung, Verdrängung, seelische Abgründe – der Blick in die Gedankenwelt von Soldaten, die im Afghanistan-Krieg gefangen sind, ist bitter. Zum Wahnsinn, der Methode hat, passt die Kraft des Arrangements, in dem auch Angst fast greifbar wird.

Zu dir Das Plädoyer für Zweisamkeit ist eine Ballade, die eine rockige Richtung einschlägt und so jeden Anflug von Kitsch verliert.

Wäre ich einfach nur feige Lässiger Song, der fast schon hymnenhafte Züge annimmt und in dem der Wunsch nach mehr Zivilcourage unüberhörbar durchschlägt, aber ohne Zeigefinger.

Lass es uns nicht regnen Die Schwierigkeit im menschlichen Beziehungsgeflecht kommt etwas schräg daher und konnte sich musikalisch nicht zwischen Soul und 80er-Pop entscheiden.

So wie ich Witziger, selbstironischer, folk-inspirierter Song über die Liebe zu sich selbst. Ein Lächeln am Ende.

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