Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Gesungener Salto mortale ohne Netz

Von Michael Wruss   12.Februar 2016

Bei ihrem Konzert im Brucknerhaus haben sich die Company of Music und ihr Leiter Johannes Hiemetsberger einen Flying Circus der chorischen Akrobatik auf die Bühne gestellt, der seinesgleichen sucht. Chormusik an der Grenze zur Machbarkeit, musikalischer Nervenkitzel, der wie ein Salto mortale ohne Netz ins Auge gehen kann. Aber die perfekten Stimmakrobaten der Company of Music kennen keine Furcht vor Tonfolgen, die wie aus der Luft gegriffen scheinen und jeden Chorsänger zum Solisten adeln.

Für sein neues Programm "Circus" hat Johannes Hiemetsberger überwiegend Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert ausgewählt, die in ihrer Skurrilität, in ihrer Grenzgängerschaft zwischen Lust und Knochenarbeit nur einem Ensemble von absoluten Profis "zugemutet" werden kann. Dazu kommt, dass alles so perfekt studiert ist wie ein Drahtseilakt, genau geplant ist wie Clown-Komik – eben bei der perfekten Inszenierung durch André Turnheim von John Cages "Living Room Music", die sich wie ein roter Faden durch das Programm schlängelte, Bo Holtens "Schall und Rauch und Rosenbusch" und vor allem bei Luciano Berios "Cries of London". Bei dem 1974 für die King’s Singers komponierten Stück werden die Klänge von Marktschreiern transformiert, als würden sie wie ein Echo von den Wänden der Häuser zurückstrahlen. Musik, die in ihrer klanglichen Durchdachtheit zwischen seriösem Ernst und zügelloser Komik pendelt. Ebenso faszinierend die Klangwelt von Julia Lacherstorfer, die in ihrem Stück "Metamorphoses" der Bereitschaft von Artisten auf der Spur ist, das Äußere zu verändern, und wie sie in dieser ständig erzwungenen Verwandlung die Realität verlieren und in einer abgeschlossenen Welt leben. Doch diese ständige Bewegung, dieses Im-Fluss-Bleiben kennt auch Konstanten – Julia Lacherstorfers Geigenspiel. In diesen Reigen der verrücktesten und herausforderndsten Chormusikwerke hat Johannes Hiemetsberger Stimmjonglagen von Thomas Arne und Henry Purcell eingestreut, so wie mit den Five Flower Songs von Benjamin Britten einen lyrisch pastoralen Rahmen um das Zirkuszelt geknüpft. Ein beeindruckender Abend mit kaum enden wollendem Applaus.

Sonderkonzert: Company of Music mit "Circus". Linzer Brucknerhaus 10. 2.

OÖN Bewertung:

 

copyright  2024
29. März 2024