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Frosch teilt in der Fledermaus aus

Von Michael Wruss   14.Juli 2012

Lohner, der im kommenden Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, ist durch und durch Theaterprofi und hat als Frosch die Fledermaus in vielen Inszenierungen wie seine Westentasche kennengelernt. Kein Wunder, dass seine Regie perfekt im Timing ist, die Riesenbühne ideal ausnutzt und dem Stück nichts von seinem leicht angestaubten und kaum zu aktualisierenden Charme genommen hat. Ganz im Gegenteil – alles bleibt dort, wo es hingehört. Die lebendige Dekadenz im Zuschauerraum bekam nicht bloß durch Harald Serafins beißend ironische Begrüßungsansprache ihr Fett weg, sondern das ganze Stück hindurch. Und als Frosch nimmt sich Regisseur Lohner kein Blatt vor den Mund.

Oberösterreicher am Pult

Großartig auch die szenische Lösung von Amra Bergmann-Buchbinder, die bei Bühnenbild und Kostümen so manchen kecken Querverweis zur Gegenwart nicht gescheut hat. Musikalisch lag der Abend in den Händen des oberösterreichischen Dirigenten Manfred Mayrhofer, der mit dem Festival Orchester Mörbisch eine beachtliche Klangqualität erzielte und die Musiker zu einem brillanten Spiel animierte.

An erster Stelle sei da der zweite Oberösterreicher im Ensemble erwähnt, der in Linz geborene Herbert Lippert, der als Gabriel von Eisenstein stimmlich und schauspielerisch restlos begeisterte. Hier stimmte einfach jede Nuance der Phrasierung, passte das Wort-Tonverhältnis aufs Genaueste.

Das ist auch die Kunst von Daniela Fally, die mehr oder weniger in Bad Ischl entdeckt wurde, und als Adele sowohl ihre absolute Höhensicherheit bei den Koloraturen, als auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellte. Zoryana Kushpler war ein grandioser Orlofsky mit voluminöser und wunderbar timbrierter Stimme sowie großem Ausdruck. Strahlend in der Höhe und im leidenschaftlichen Darstellen war der Alfred von Angus Wood. Daniel Serafin war ein optimaler Dr. Falk und Gernot Heinrich ein ansprechender Dr. Blind.

Etwas enttäuschend Alexandra Reinprecht als Rosalinde, die zwar einen beachtlichen Csárdás hinlegte und ordentlich spielte, aber sonst in der Höhe sehr angestrengt, vibratoreich und auch nicht sehr sauber intoniert klang. Intendant Harald Serafin selbst glänzte als Dr. Frank. Ein Kabinettstück alter Wiener Komödiantenkunst lieferte Helmuth Lohner als Frosch. Da ist jede Silbe minutiös geplant, jede Bewegung ebenso penibel studiert und zur hohen Kunst der Komik gesteigert. Alleine das erleben zu dürfen, ist eine Reise nach Mörbisch wert. Chor und Ballett in der gelungenen Choreographie von Giorgio Madia runden das sensationelle Ensemble ab und trugen viel zum Publikumsjubel bei.

Die Fledermaus: Seefestspiele Mörbisch (Premiere 12. Juli)

OÖN Bewertung: sechs von sechs Sternen

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25. April 2024