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Franz Welser-Mösts erster Wozzeck war ein Triumph

Von Michael Wruss   26.März 2013

Adolf Dresens Inszenierung aus dem Jahr 1987 hat nichts an ihrer Mustergültigkeit verloren und überzeugt heute wie damals mit ihren zeitlosen und extrem einprägsamen Bildern sowie mit ihrer fast kommentarlos geradlinigen Erzählhaltung, die sich auf den Kern der Sache beschränkt.

Damit wäre sie absolut repertoiretauglich, wurde allerdings in den letzten 26 Jahren bloß 31 Mal gezeigt. Hoffentlich wird sich das nun ändern. Franz Welser-Möst geht zwar von der fast romantisch-schwelgerischen Grundhaltung des Werks aus, liest aber die Partitur viel analytischer und beschränkt sich nicht auf die Darstellung der von Alban Berg als Haupt- und Nebenstimmen gekennzeichneten Linien, sondern lässt auch anderes aus dem dichten Notengeflecht hervortreten, sodass Bergs meisterhafte Kontrapunktik und Melodik ganz neu erfahrbar wurden. Kein alles überrollender Klangrausch, sondern subtiles Spiel mit kleinen und kleinsten Motiven, ohne jedoch dabei den großen Bogen zu verlieren. Dazu gehört aber auch ein technisch absolut versiertes Orchester, das eben genau diese Details hörbar machen kann und es nicht notwendig hat, das fein Erdachte auf einen dicken Klangbrei zu reduzieren.

Hier boten die Philharmoniker eine absolute Meisterleistung. Genau diese akkurate Lesart machte es den Sängern leicht, beinahe jede Silbe des Textes verständlich über die Rampe zu bringen und gerade mit Bergs Spiel mit dem Wort das Publikum zu beeindrucken.

An erster Stelle Simon Keenlyside, dessen Wozzeck von Anfang an ein Fall für die Psychiatrie ist, dessen Mundwinkel zucken, der seine Angst getriebene Unruhe unter Kontrolle zu halten versucht und dabei umso mehr psychopathische Züge zeigt.

Dazu kommen eine Textdeutlichkeit, die bewundernswert ist, und eine stimmliche Prägnanz, die nur an manchen Stellen noch größer sein könnte. Anne Schwanewilms war eine ebenso fabelhafte Marie, die von Herzenswärme und Verständnis für Wozzeck geprägt ist und sich dennoch dem starken Tambourmajor hingibt. Bei ihr ist das verzweifelte Schuldgeständnis im dritten Akt wirklich glaubhaft, auch deshalb, weil sich ihre Expressivität mit einer gewissen Emotionalität und Weiche in der Stimme paart.

Herwig Pecoraro war ein optimaler Hauptmann und Wolfgang Bankl eine Musterbesetzung für den Doktor. Auch die kleineren Rollen waren bis hin zu Peter Jelosits’ grandiosen Narren bestens besetzt und boten wie der Chor eine tolle Leistung, die das Publikum mehr als honorierte.

Wiener Staatsoper: „Wozzeck“ von Alban Berg (Wiederaufnahme), Dirigat: Franz W. Möst

OÖN Bewertung:

 

Wozzeck mit Welser-Möst: 27. 3., 30. 3., und 2. 4. Info: www.staatsoper.at

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25. April 2024