Fest mit Mahlers »Wunderhorn«-Liedern
Für die Meteorologen beginnt der Sommer am 1. Juni, um statistisch nicht aus dem Monatsrhythmus zu kommen.
Das Wetter ließ sich davon am Mittwoch nicht überlisten, und so nahm Angela Orthner als Vorsitzende des Kulturvereins Heinrich Gleißner Haus mit trockenem Humor zur Kenntnis, dass ihr Sommerfest für Künstlerinnen und Künstler im Linzer Bildungshaus St. Magdalena fast schon traditionell von Regen begleitet wurde.
Orthners Gemüt erhellte das Ergebnis einer aktuellen norwegischen Studie, „die besagt, was wir hier ohnehin wissen: Menschen, die sich mit Kunst und Kultur auseinandersetzen, sind gesünder und glücklicher als alle anderen.“
Zumindest das Glück war den 300 Gästen anzusehen, das ihnen Maki Namekawa am Klavier und Bassbariton Martin Achrainer („Kepler“) mit jenen sieben Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“ bescherten, die der vor 100 Jahren verstorbene Gustav Mahler in den Sommern von 1893 bis 1896 in Steinbach am Attersee komponiert hat. Für die Zugabe wechselte der gebürtige Tiroler Achrainer zum Jahresregenten Franz Liszt (200. Geburtstag), der im Lied „Ihr Glocken von Marling“ den Südtiroler Ort verewigt hat.
Mahler nahm auch Landeshauptmann Josef Pühringer in den Mund, der nicht unflätig erscheinen wollte, als er den Komponisten zitierte: „In Steinbach am Attersee geh’ ich am liebsten aufs Häusel.“ Gemeint war jenes Komponier-Häuschen, das sich Mahler damals auf der Wiese zum See bauen ließ, um ungestört seinem Bedürfnis zum Musikmachen nachgehen zu können, wie Paul Stepanek in seinem feinen Programmheft ausführte.
„Nach Wien hat Oberösterreich die größte Dichte an Künstlerinnen und Künstlern“, sagte Pühringer, und der repräsentative Querschnitt an diesem Abend gab ihm recht. Maki Namekawa im entzückenden Dirndl („Das Geschenk meiner Mutter zur Hochzeit“) wurde von ihrem Mann und Bruckner-Orchester-Chefdirigent Dennis Russell Davies im feschen Jägerleinen-Anzug begleitet.
Das umtriebige Musiktheater-Paar Gerda und Gerhard Ritschel war ebenso dabei wie Regisseur Andreas Gruber, dessen Kardinal-König-Dokudrama am 23. Juni in ORF 2 läuft, Fadinger-Filmer Manfred Pilsz, dessen Visualisierung „Mahlers Winterreise“ jetzt von einem Festival zum nächsten reist.
U.a. gesehen: die bildenden Künstler Johann Jascha, Eva Bosch und Manfred Hebenstreit, Helen Isaacson (Theater des Kindes) und Schauspieler Günter Rainer, der künstlerische Leiter des Kulturvereins Gleißner Haus Alfred Pittertschatscher und Schriftstellerin Margit Schreiner, OÖN-Literaturkritiker Christian Schacherreiter, OÖN-„Alltagsdinge“-Kolumnist und Historiker Roman Sandgruber, die Komponisten Fridolin Dallinger, Alfred Peschek und Helmut Schmidinger, Landesmuseen-Direktor Peter Assmann, Bruckner-uni-Rektorin Marianne Betz, Landestheater-Direktor Thomas Königstorfer, Kulturreferent Erich Watzl, Brigitte Heilingbrunner (Volkskultur).
Hausherr Günther Lengauer und Küchenchef Massimiliano Detta verwöhnten die Kulturmenschen kulinarisch, musikalisch begleitet von der Linzer Band Soul’ow.