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Emotional unterkühlte "Lulu"-Premiere an der Staatsoper

Von Michael Wruss   05.Dezember 2017

Am Sonntag war in der Staatsoper Alban Bergs Oper "Lulu" zu erleben und zwar in der von Friedrich Cerha komplettierten Fassung. Das Problem dieser Premiere war, dass es eigentlich nur eine Teilpremiere war. Denn Willy Deckers Inszenierung wurde bereits im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben, aber eben ohne den vollendeten 3. Akt. Eine Version, die zwar Bergs Musik pur präsentiert, aber das dramaturgische Konzept stark ins Wanken bringt. Es kann nicht sein, dass diese personifizierte Lust, diese Femme fatale ungeschoren davonkommt. Das macht das ohnehin extreme Stück noch surrealer. So ist es gelungen, das Konzept von damals zu erweitern und einen realistischen Schlusspunkt zu setzten. Was vielleicht ein wenig auf der Strecke geblieben ist, ist die Personenregie, bei der manches doch eher zufällig passierte.

Die Musik war beinahe zu schön

Das lag aber auch an Ingo Metzmachers Lesart der Partitur, die er mit dem perfekt disponierten und intensiv musizierenden Staatsopernorchester akribisch erarbeitet hat. Doch bei aller Präzision vermisste man ein wenig die Leidenschaft der Musik, die war an diesem Abend beinahe zu harmlos, zu schön. Es fehlte das lodernde Feuer, das auch die Solisten zur absoluten Höchstleistung mitgerissen hätte. Die haben allesamt beeindruckend agiert und sich vor allem stimmlich sehr präsent inszeniert, aber das letzte Quäntchen an Begeisterung fehlte.

Agneta Eichenholz ist vom Aussehen her die ideale Lulu, eine zierlich kleine Frau, der man diese abgrundtiefe Persönlichkeit gar nicht zutrauen würde, und doch fehlte von der Regie die Exaltiertheit der menschlich unterkühlten Gefühle. Agneta Eichenholz beherrscht die Partie sehr genau, hat aber nicht die große Stimme, um gegen das Orchester anzukämpfen. Angela Denoke war eine hervorragende Gräfin Geschwitz, die in ihrer fast schüchternen Art innerlich vor Begierde verzehrt wurde. Bo Skovhus war restlos überzeugend als Dr. Schön, der von den Hormonen ins Verderben gerissen wird. Herbert Lippert mag zwar als Alwa darstellerisch etwas von der Regie alleingelassen gewesen sein, dennoch legte er all seine gestalterische Kraft in das Singen und brillierte mit dieser faszinierenden Rolle. Franz Grundheber überzeugte als beinahe schon elegant nobler Schigolch. Wolfgang Bankl führte als perfekt derber Tierbändiger/Athlet das Ensemble der kleineren Rollen an, die optimal eingesetzt waren. Ob dieser bisher erst 21 Mal gezeigten Produktion in der dreiaktigen Fassung mehr Erfolg beschieden sein wird, ist abzuwarten.

Staatsoper: Premiere von Alban Bergs Oper "Lulu" in der von Friedrich Cerha komplettierten Fassung, 3. Dezember

OÖN Bewertung:

 

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