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Elina Garanca: Die Schuhe sind fast das Wichtigste

Von Karin Schütze   14.November 2013

"Wirklich wichtig sind die Schuhe" nennt Elina Garanca ihre druckfrische Autobiografie. Was natürlich ironisch gemeint ist von der bodenständigen Mezzosopranistin. Auf Einladung der Academia Superior stellte sie am Dienstag ihr Buch im Linzer Schloss vor. Im OÖN-Gespräch kurz zuvor gibt sich die Hochschwangere ganz gelassen und sehr sympathisch.

 

OÖNachrichten: Sie erwarten Ende des Jahres Ihr zweites Kind. Familie ist für Sie fast so wichtig wie die Schuhe?

Elina Garanca: Wenn es draußen regnet, sind die Schuhe vielleicht sogar wichtiger (lacht). Die Familie kommt vor allem. Die Glücksgefühle, sein Kind im Arm zu halten, und die Glücksgefühle, auf der Bühne einen erfolgreichen Abend zu haben, sind zwei paar Schuh.

Ist der Titel auch ein Seitenhieb auf den Opern-Betrieb, in dem das Äußere immer wichtiger wird, zum Beispiel bei Opern-Live-Übertragungen in Kinos?

Die Stimme bleibt das Allerwichtigste, aber es wird von uns immer mehr verlangt. HD-Übertragungen sind gnadenlos. Man nimmt es als Teil des Berufes hin, man kann sich nur schützen, indem man ein bisschen mehr achtgibt.

Sehen Sie in diesen Übertragungen auch eine Möglichkeit, neues Publikum zu gewinnen?

Durchaus. Diese Übertragungen machen einen Namen weltweit bekannt. Natürlich entgeht einem vieles: Der Ton wird verändert, die Atmosphäre ist nicht übertragbar.

In Ihrem Buch blicken Sie auf sich als Jugendliche zurück, die davon träumt, "eines Tages reich und berühmt zu werden". Jetzt sind Sie berühmt. Was treibt Sie heute an?

Mit 14, 15 Jahren träumt man alles Mögliche. Wenn man eine Kindheit hatte, wo Geld knapp war, träumt man davon, sich einmal alles leisten zu können. Die Ideale, die ich als Sängerin mit 17 für mich hatte, sind dieselben geblieben. Die Qualität des Klanges ist nie vollkommen erreichbar. Der Ausdruck, gewisse Emotionen lassen sich immer anders interpretieren. Man sucht immer etwas Neues, das ist wie eine Droge, von der man eine gewisse Abhängigkeit entwickelt.

Sie schreiben auch, Opernbesuche sollten genauso ein Fixpunkt in der Erziehung sein wie Disneyland. Wie können Eltern ihre Kinder für Musik begeistern?

Ich glaube, es geht nicht darum, dem Kind ein eigenes Klavier zu kaufen. Es gibt so viele Werke für Kinder, wie "Peter und der Wolf". Natürlich nimmt das Zeit und Geld in Anspruch. Oder man schenkt statt einem Game-Boy zu Weihnachten eine Lieder-CD, eine Blockflöte. Die Neugierde lässt sich auch durch die Natur wecken, beim Spazierengehen, dass man sagt: Schau mal, wie viele Grüntöne hat ein Baum im Herbst? Das weckt andere Wahrnehmungsmöglichkeiten eines Kindes. Die sind ja wie ein Schwamm, saugen alles auf. Sie brauchen die Chance, auswählen zu können. Seid kreativ, man muss einem Kind nicht alles vor den Augen fertig hinstellen!

Als Ihre Traumrolle nennen Sie jene, die Sie sich noch nicht zutrauen. Welche ist das derzeit?

Die Amneris (Aida, Anm.). Aber das ist wie beim Bergsteigen. Man sieht eine Spitze und will dort hin. Ist man oben, sieht man eine andere, höhere Spitze. Mein Repertoire ist noch sehr lyrisch. Die Amneris ist dramatisch und derzeit noch ein weiter entferntes Ziel. Drum idealisiere ich die Rolle wahrscheinlich.

Sie bezeichnen sich als "melancholische Sanguinikerin". Ihre private und berufliche Seite?

Schon, ja. Ich kann sehr heiter sein und wirken. Bei allem, was mit dem Beruf zu tun hat, bin ich auch so, eine große Enthusiastin. Wenn ich nach Hause komme, ziehe ich mich wahnsinnig gerne zurück.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Ein japanisches Sprichwort sagt: Schau nicht zu viel in die Vergangenheit, sonst kommst du mit dem Rücken in die Zukunft. Vergangenheit ist Vergangenheit. Ich bin stolz, dass ich meine Entscheidungen alleine getroffen habe. Ich kann keinem die Schuld geben für das, was ich beschlossen habe.

Buchtipp: Elina Garanca: "Wirklich wichtig sind die Schuhe", Autobiografie, Ecowin, 209 S., 21,90 €

 

Academie Superior Dialog

Rund 400 Gäste waren am Dienstag ins Linzer Schloss gekommen zum „Academia Superior Dialog“. Deren wissenschaftlicher Leiter und Gastgeber, Humangenetiker Markus Hengstschläger, empfing diesmal Elina Garanca, die ihre Autobiografie vorstellte. Im Publikum waren auch Michael Strugl (Obmann Cademie Superior), Andreas Mitterlehner (Generaldirektor HYPO Oberösterreich). Johann Grünberger (OÖ. Ferngas AG), Berta Leeb (Pädagogische Hochschule der Diözese).

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