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Ein Almtaler-Märchen für Blasmusik: „Cilli und der schwarze Graf"

Von Karin Schütze   20.August 2012

Was ist das Dickste, das Reichste und das Schönste? Des Rätsels Lösung ist in der Operette „Cilli und der schwarze Graf“ zu erfahren. Das romantische Almtal ist Schauplatz für ein ebensolches Märchen für Blasmusik, das am Freitag in Scharnstein seine rundum gelungene Uraufführung erlebte.

Hermann Miesbauer jun. hat eine eindringliche Musik geschaffen, die vom gepfefferten Tango über Walzer-Seligkeit, bodenständigen Marsch bis zum groovenden „Almtal“-Rap reicht. Von Märchenerzähler Helmut Wittmann stammt die tief im Almtal verwurzelte Geschichte, die das harte Leben im 19. Jahrhundert in Erinnerung ruft, als die ersten „selbstfahrenden Kutschen“ erfunden waren, doch für einen Sensenknecht so wenig leistbar wie ein Arzt: Ein Schmerzensschrei – der Paschinger Hans, ortsbekannter Sensenknecht, ist verunfallt. Seine Frau sucht Hilfe beim Hammerherrn, der knüpft seine Unterstützung an das eingangs erwähnte Rätsel.

Mehr als eine Liebesgeschichte

Für Sensenknechttochter Cilli ist die denkwürdige Antwort ein Leichtes. Das Interesse des Geschäftsmannes an der Blitzgescheiten ist geweckt. Und bald auch die innige Zuneigung des Mannes mit Sinn für das Wesentliche an der bauernschlauen feschen Frau. Zum Leidwesen der schönen Lucrezia.

Eine einfache Liebesgeschichte, das war Helmut Wittmann zu wenig. So ist die Hochzeit nicht das Ende, sondern der Anfang aller Seelenpein: Gewissensfragen um moralische, im Ehevertrag festgehaltene Verpflichtungen verlangen von Cilli die Entscheidung für Herz oder Verstand.

In der Regie von Gerhard Pirner führt der Weg trotz vereinzelter Längen mit Witz und Charme zum Happy End. Beschritten wird er von einem hingebungsvollen Ensemble mit starken Stimmen: Als herzerfrischende Cilli erobert Kerstin Möseneder mit kokettem Charme nicht nur das Herz des schwarzen Grafen. Landestheater-Tenor Matthäus Schmidlechner ist der gestresste Hammerherr Helmhart, der gar nicht anders kann, als in Liebe zu entflammen, die ihn schlussendlich sogar die männliche Eitelkeit überwinden lässt.

Bonnie Sinkovics ist als Lucrezia mit sinnlich dunklem Timbre eine vornehme Frau von Welt, die im Majestätsplural näselnd um die Gunst des Grafen buhlt und dessen Liebesglück eifersüchtig torpediert. Fast wär’s ihr dabei entgangen, dass Martin Kiener als kerniger Lebemann Amadeus längst ein Auge auf sie geworfen hat. Und die urigen Almtaler geben, mit spürbarem Vergnügen, die Almtaler selbst, die sich auch als Chor mit einem schmissigen Almtal-Rap einstellen. Die jüngsten Darstellerinnen bezaubern mit einem Elfentanz bei Vollmond.

Einfach, aber wirkungsvoll sind die Leinwand-Projektionen, die mit Lichteffekten das Bühnenbild ersetzen: ein einfaches Fensterkreuz für die Sensenknecht-Stube, edle Schnörkel für das gräfliche Schloss. Doch über Arm wie Reich scheint stets derselbe Mond.

In der musikalischen Leitung von Gerhard Paul zeigt die Ortsmusik Viechtwang, was sie draufhat: Es swingt und groovt beherzt aus dem Orchestergraben.

Was nun das Dickste, das Reichste, das Schönste und Cilli das Liebste ist? Sehen Sie selbst, es lohnt sich. Viel Beifall und Standing Ovations für gelungene, knappe drei Stunden.

 

„Cilli und der schwarze Graf“: Operette für Blasmusik von Hermann Miesbauer jun. (Musik) und Helmut Wittmann (Text), Uraufführung in Scharnstein, 17. 8.

Noch 24., 25. 8., 20 Uhr, 26. 8., 17 Uhr, Neue Mittelschule Scharnstein, Karten: alle Raiffeisenbanken, www.cilli.at

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