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"Dieser Neid ist einfach widerlich"

Von Helmut Atteneder   03.Dezember 2014

Während ganze Generationen mit seinen Büchern und Filmen aufgewachsen sind, wird seine Arbeit von "Experten" belächelt. Er, der schon als Kind Außenseiter war, kämpft bis zum heutigen Tag um Gunst und Anerkennung. Am Montag sprachen Brezina und der Genforscher Markus Hengstschläger – die kürzlich ein Buch zum Thema Anderssein verfasst haben – dazu im Rahmen der Academia Superior im Linzer Schlossmuseum.

 

OÖNachrichten: Herr Brezina, in Ihrem Buch "Warum nur Knallköpfe die Welt vor Killer-Klobrillen retten können" geht es um Außenseiter, Anderssein und Vorurteile. Warum können Sie bei diesem Thema mitreden?

Brezina: Ich war das immer als Kind. Ich war nie der große Fußballspieler, war nie der große Wilde. Ich habe mich für Kindergeschichten interessiert. Puppentheater war eine Riesenleidenschaft. Ich habe als 15-Jähriger Drehbücher für eine Kinderserie geschrieben, die wurden ausgezeichnet, und meine Lehrer haben gesagt: "Das nächste Mal gewinnst mit was Ordentlichem."

Das hat Ihren Ehrgeiz angestachelt?

Im Hinterkopf war schon, dass ich es denen allen einmal zeigen werde. Aber das war nicht die Haupttriebkraft. Es hat einfach Spaß gemacht. Aber ich habe immer auch ein wenig das Gefühl gehabt, dass bei mir irgendetwas nicht stimmt.

Was hat bei Ihnen nicht gestimmt?

Ich habe mich für Dinge interessiert, das war für andere null. So war es auch beim Kinderfernsehen, das ich produzieren wollte. Das wird immer als etwas Minderwertiges angesehen, der Appendix des Fernsehens. Kinderbücher ist das, was jeder schreiben kann...

Sie selbst haben keine Kinder, woher wissen Sie, was Ihrer Zielgruppe gefällt?

Es gibt zwei Quellen: das immer noch sehr lebendige Kind in mir und der Umstand, dass ich viele Kinder in meinem Freundeskreis habe. Die schaue ich mir sehr genau an, ich rede mit ihnen. Bevor ich etwas Neues schreibe, frage ich mich: Würde das denen gefallen? Wenn ja, schreibe ich es auch.

Würden Sie gerne Kinder haben?

Ich weiß nicht, ob ich die Reife hätte, diese Herausforderung anzunehmen. Beim ununterbrochen kreativen Leben, das ich führe, frage ich mich, ob ich diese Geduld und Ausdauer habe. Schön wäre es schon, aber ich müsste mein Leben dramatisch ändern.

Apropos ununterbrochen kreatives Leben: Sie haben in 30 Jahren mehr als 500 Bücher geschrieben, im Schnitt 1,5 pro Monat. Wie funktioniert das, bitte?

Die Geschichten wachsen im Kopf, und dann schreibe ich. Ich bin sehr diszipliniert und kann wirklich intensiv schreiben. Ich habe 15 Jahre meines Lebens sieben Tage die Woche geschrieben.

Weil Sie immer noch nach Anerkennung suchen?

Ein Außenseiter bin ich für viele Leute noch heute, weil sie nicht verstehen können, was ich mache und wie. Das ist mir nun wurst.

Entweder man liebt Sie oder man hasst Sie: Brezina, der Generationen von Kindern mit seinen Geschichten fasziniert, Brezina, der am Fließband schreibt, der ein paar Namen und Orte in seinen Computer eingibt und auf Enter drückt.

Das berührt mich null. Weil es so naiv ist, so etwas zu behaupten. Ich lach’ mich schief, das Computerprogramm, die beste Idee aller Zeiten! Ein Welterfolg. Das ist so lächerlich. Jeden, der behauptet, dass ich meine Bücher nicht selber schreibe, den klage ich. Nach allen Regeln der Kunst. Ein Hochschulprofessor hat mich gegenüber einer Studentin, die eine Diplomarbeit über mich geschrieben hat, verbal vernichtet. Natürlich habe er nichts von mir gelesen, sagte er. Millionen Kinder auf der Welt lesen meine Geschichten – so what?

Haben Sie eine Antwort auf das Phänomen, dass es immer wieder Leute gibt, die Sie verunglimpfen?

Weil die Leute sich das nicht vorstellen können. Die meinen, ein gutes Kinderbuch muss vollbeladen mit Problemen sein, mit denen Erwachsene etwas anfangen können. Ich habe ein sehr positives Weltbild, das für Kinder stärkend und tröstend ist. Ich habe Leute um mich, auf die ich wirklich höre.

Auf wen hören Sie?

Persönliche Lektoren, Berater im Fernsehbereich, Menschen, deren Charaktergröße ich einschätzen kann. Abgesehen von meinem engsten persönlichen Umfeld, über das ich aber nicht rede.

Sind Ihr wirtschaftlicher Erfolg und Neid eine Motivation für Ihre Kritiker?

Das ist so, und das ist so etwas von widerlich.

An wie vielen Projekten arbeiten Sie gerade simultan?

Es sind drei verschiedene Bücher und zwei große Fernsehprojekte.

Sie sind jetzt 51, was schwebt Ihnen vor?

Ich werde immer Geschichten erzählen. Die Kinderschiene werde ich nie verlassen. Das wäre für mich Betrug, und den werde ich nie begehen.

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25. April 2024