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Die Zukunft bleibt nicht aus, auch wenn man sie fürchtet

Von Peter Grubmüller   13.Mai 2017

Sie hauen sich die Sätze um die Ohren, als gäb’s kein morgen. Die Hoffnung auf eine verheißungsvolle Zukunft ist den sieben jungen Menschen in Ferdinand Bruckners 1926 uraufgeführtem Klassiker "Krankheit der Jugend" ohnehin nicht eingeschrieben. Regisseurin Christine Eder beschleunigte die Premiere am Donnerstag im Linzer Theater Phönix zu einem Sätzegewitter: Dialoge wurden zu Wortflächen, Rede und Antwort überlappten einander.

Man ahnt, was kommt, wenn sich resignierte Medizinstudenten im Verbürgerlichungs-Strudel nur noch mit Zynismus über Wasser halten. Im Muster von Ersatzhandlungen zwischen Lust und Macht ist Liebe längst durchgefallen. Die ruhigen Momente, in denen dem Publikum das Höllenstakkato ins Unterfutter kriecht, gewährleistet Thomas Butteweg. Seine Techno-Beats, denen er sphärische Theremin-Klänge zuwinkt, sind Labstellen auf der apokalyptischen Reise.

Gehege der jungen Seelen

Bühnenbildnerin Monika Rovan hat bloß die Vornamen der Figuren in leuchtenden Lettern in den schwarzen Raum geklebt. Es ist das Gehege der jungen Seelen. Hier soll Maries Promotion gefeiert werden - und vielleicht wäre alles bloß trostlos wie immer geblieben, hätte nur der Dichter Petrell (Felix Rang als liebevoll zaudernder Poet) Marie nicht den Laufpass gegeben. Er schwärmt jetzt für die nüchterne Streberin Irene (facettenreich: Lisa Schrammel). Der ewige Macho-Student Freder (dämonisch bedrohlich: David Fuchs) meint, er könne sie alle haben und landet bei der Putzfrau Lucy (großartig dankbar: Nadine Breitfuß), die sich ob seiner Zuwendung auch dann erhaben fühlt, wenn er sie auf den Strich schickt. Desiree (herausragend: Marion Reiser) brät Marie an, aber die kommt erst nach Petrells Abwendung angekrochen. Der verständnisvolle, textarme Alt, aus dem Markus Hamele eine bedeutsame Figur gestaltet, balanciert die Pole. Desiree will der Härte des Strich-Lebens auch nachspüren, Marie verbietet es. In der Nacht stirbt Desiree an einer Überdosis. Also biegen Freder und Marie gemeinsam in den Schlusssprint, den Eder gedoppelt ins Ziel bringt. Gemäß Bruckner: Er hatte auch zwei Fassungen für die Premieren in Hamburg und Breslau geschrieben. Eine, die Marie in den Tod schickt; und die andere, in der Freder mit ihr ins Leben taumelt.

Eine Zukunft gibt’s ja immer, auch wenn man sich dorthin nicht eingeladen fühlt. Eindringlicher Applaus für intensive 75 Minuten.

Schauspiel: "Krankheit der Jugend" von Ferdinand Bruckner, Regie: Christine Eder, Theater Phönix Linz, Premiere: 11. Mai, Termine: 13., 14., 17.-21., 24.-28. Mai; 1.-4., 7.-11., 14.-18. Juni, Info: 0732/666500, www.theater-phoenix.at.

OÖN Bewertung:

 

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