Die Wiedervereinigung der Streithanseln

LONDON. Status Quo in Originalbesetzung? "Nie und nimmer", wehrte Frontman Francis Rossi noch vor ein paar Jahren ab. Sonntag Abend gab die legendäre britische Band das letzte Konzert ihrer "Reunion-Tour 2013" in der Londoner Wembley Arena.
Statt fünf Auftritten wurden es neun - wegen des enormen Zusspruchs. Laut Manager Simon Porter waren die Tickets für die ersten fünf Gigs innerhalb von zehn Minuten verkauft.
Im altehrwürdigen Hammersmith-Apollo in London feierten Fans aus Österreich, Schweiz, Deutschland, Frankreich und - ach ja - England die Band. Für manche Getreuen war's ein Wiedersehen, für manche eine neue Erfahrung. Neben Francis Rossi und Rick Parfitt standen da noch die Gründungsmitglieder Alan Lancaster (Bass) und John Coghlan (Schlagzeug) auf der Bühne. Coghlan war nach Streitereien 1981 aus der Band geflogen, Lancaster 1985. Seither forderten Fans die Reunion, sagt Simon Porter.
Rossi, 64, offenbar altersmilde geworden, stimmte dem Projekt zu. Und hat offensichtlich enormen Spass an den Konzerten.
Im Mittelpunkt stand das wohl beste Quo-Album aller Zeiten, die "Live" aus dem Jahr 1977. Die stärksten Songs aus der legendären Doppel-LP gemischt mit Hits aus der damaligen Zeit - das Apollo rockte. Papa und Opa, die Generation 40+ eben, waren urpeinlich, hätte die Tochter wohl angemerkt. Macht nix, die alten Herren waren unter sich und haben die alten Zeiten mit der Luftgitarre in den Händen hoch leben lassen. Faszinierend textsicher (und lautstark) war das Publikum jedenfalls.
"Die heutigen Quo spielen zehn bis 15 Prozent schneller", hatte Rythmus-Gitarrist Rick Parfitt vor der Tour gesagt. "Da steckt mehr Kraft dahinter." Das ist zu bezweifeln. Im Original steckt mehr Blues, mehr Hardrock als im sonst so Quo-typischen Boogierock. Francis Rossi spielt seine Gitarren-Soli souverän, da rückt Rick Parfitt mit seiner Rythmus-Gitarre in den Hintergrund. John Coghlan schlägt mit seiner Präzision wohl jeden Drum-Computer. Und Alan Lancasters Bass wummert nicht, sondern ist exakt zu hören - hinter den tiefen Tönen stecken nämlich Melodien. Die stärksten Songs sind "Railroad", "April, Spring, Summer and Wendsday" und "Roadhouse Blues" (mit Bob Young an der Mundharmonika).
"Is there a better way" live im Hammersmith-Apollo:
Dafür verzichtet die Band, die mehr als 118 Millionen Platten/CDs verkauft hat, auf das obligatorische "Caroline". Nur in der Kurzversion und nicht als 18-Minuten-XXL-Nummer ist "4500 Times" auf der Setlist - laut Quo-Fans der beste Song der Band.
"Wir sind älter und müssen Abstriche machen", sagte Francis Rossi in einem Interview. Nach eineinhalb Stunden ist die laute Nostalgie-Show vorbei. "Ich geb's zu, ich hatte Tränen in den Augen", sagte Greg, 46, ein britischer Fan, nach dem Gig. "Brillant, absolut brillant", steuerte ein anderer bei.
Brillant läuft auch das Merchandising nach dem Konzert. Etliche Artikel sind rasch ausverkauft, die CDs mit dem Live-Mitschnitt vom eben erst beendeten Gig mittlerweile eine Rarität. Status Quo ist 50 Jahre nach der Gründung ein Phänomen - in der alten wie in der neuen Besetzung,
Status Quo (aktuelle Besetzung) spielen am 7. Juli auf Burg Clam. Ermäßigung für OÖNcard-Besitzer, Infos/Karten bei alle OÖN-Verkaufsstellen in Linz, Wels, Steyr, Ried und Tel: 0732/7805-805, www.nachrichten.at/ticket
Homepage: www.statusquo.co.uk
Setlist:
Junior Wailing
Backwater
Just Take me
Is there a better Way
In my Chair
Blue Eyed Lady
Little Lady/Most of the Time
April, Spring, Summer and Wendsday
Railroad
Oh Baby
4500 Times
Rain
Big Fat Mama
Down Down
Roadhouse Blues
Zugabe
Dont waste my Time
Bye, Bye Johnny
Die OÖN-Konzertkritik vom Linzer Auftritt vom 21. Februar 1978: