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Die Menschheit, ein Kracher

Von Bernhard Lichtenberger   05.September 2011

So vergrämt konnte eine naive, wirre oder banale Klangwolke die Besucher in den vergangenen Jahren gar nicht zurücklassen, als dass sie nicht das krachende, leuchtende, dramaturgische Anhängsel versöhnte. „Aber das Feuerwerk war schön“, trösteten sich die Davontrottenden.

Was lag also näher, als den stimmungsaufhellenden Wurmfortsatz in die Hauptrolle zu drängen? Regisseur Beda Percht legte die Visualisierung seines Hörspiels, in dem Außerirdische die Archive der Menschheit durchstöbern und als geheime Beschützer unser Tun bewerten, in die profunden Hände des Kunstzündlers Christian Czech.

Es greift zu kurz, den Salzburger Feuerwerker oder Pyrotechniker zu nennen. Czech gefällt als Impressionist, der seine vergänglichen Gemälde in den Raum zeichnet, einmal mit wuchtiger, furioser Pranke, dann wieder mit dem feinen, Nuancen betonenden Pinsel. Er beherrscht die Balance aus Spannung und Entspannung, die verhindert, dass sich das Auge überfrisst und der Geist gesättigt gähnt.

Funkelnde Fontänen tanzen Ballett, Räder sprühen, feurige Fächer verglühen, Irrlichter schwänzeln himmelwärts, ein Ultraleichtflugzeug zieht Schweifspuren in die Nacht, Urfahraner Häuser und ein Schiffsverbund dienen als Raketenbasen. Grüne Laserlichter abstrahieren die wachenden Aliens, ein blendendes, verstörendes, chaotisches Effekt-Stakkato stilisiert die menschliche Verirrung namens Krieg.

Czechs zündende Choreographie ist dicht mit den sphärischen, repetitiven, populären, elektroakustischen Klängen des französischen Komponisten Thierry Zaboitzeff verwoben. Musik und Feuerkunst harmonieren und unterstützen einander.

Ein Haar findet sich in der Erzählsuppe, die Percht mit mythologischen, religiösen, wissenschaftlichen und esoterischen Einlagen aufgekocht hat. Inspiriert hat ihn dazu der Science-Fiction-Roman „Childhood’s End (Die letzte Generation)“ von Arthur C. Clarke aus dem Jahr 1953. Das Gezerre um den Wahrheitsanspruch zwischen Evolutionstheorie und göttlichem Schöpfungsglauben, die Obduktion der menschlichen Natur und des technischen Fortschritts ertrinkt in der Textflut oder wird vom Krachen übertönt. Kein Wunder, dass die Schaulust obsiegt.

Der mehrmalige Szenenapplaus, der eine klatschende Welle durch den bevölkerten Donaupark spült, gibt der flammenden, bildstarken Idee der pyrotechnischen Visualisierung recht.

„Feuerwelt“ war, ohne Zweifel, ein fantastisches, einmaliges Erlebnis. Das sollte es auch bleiben.

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23. April 2024