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Die Klangwolke rast mit dem Zug

Von Von Bernhard Lichtenberger   11.Juni 2010

OÖN: Warum nimmt sich die Klangwolke ausgerechnet der Zukunft der Eisenbahn an?

Lepka: Bei meiner letzten Klangwolke „Teilung am Fluss“ 2005 ist mir die Idee geblieben, warum sollte man dieses ungeheure Aufmerksamkeitspotenzial nicht für die Zukunft unserer Gesellschaft nützen? Ich dachte daran, ob ein Auto-Konzern dazu zu gewinnen wäre, hier ein neues Elektromobil vorzustellen. Nach fünf Jahren ist diese Story überholt. In einer Zeit des Umbruchs, in der wir uns wieder mehr darauf besinnen, wie wir unsere Gesellschaft reparieren können, wie wir zu einer lebenswerten Gemeinschaft kommen, in der alle aufeinander achten und nicht nur ellbogentechnisch gegeneinander vorgehen – in so eine visionäre Gesellschaft passt für mich das Verkehrsmittel Eisenbahn, in der die Menschen wieder miteinander verkehren.

OÖN: Kam Ihnen der Gedanke, als Sie auf einem Bahnsteig gestanden sind und vergeblich auf einen pünktlichen Zug gewartet haben?

Lepka: Gar nicht, ich fahre seit meiner Kindheit gerne mit der Bahn, und das Vergebliche hat ja das Auto auch, wenn man etwa in Winternächten vergeblich auf den Startmoment und dann auf den Pannendienst wartet.

OÖN: Sehen Sie sich als Jules Verne der Klangwolke?

Lepka: Dass Sie das ansprechen, ist interessant, denn ich habe mich in letzter Zeit aus völlig anderen Gründen mit Jules Verne beschäftigt und fand es ganz erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit er technische Visionen erfunden hat, die beim Stand der Technik seiner Zeit realistisch waren. Das ist ein Zugang zur Science Fiction, der mich sehr interessiert: Was ist denn mit vorhandener Technik möglich. So ist auch das Projekt „Baby Jet“ entwickelt worden.

OÖN: Es ist schon schön, wenn man sich dabei keine Gedanken hinsichtlich der Finanzierung machen muss.

Lepka: Wenn man sich vor der Lehman-Pleite Gedanken über die Finanzierung der Folgen hätte machen müssen, hätte jeder gesagt, es ist vollkommen utopisch, solche Summen aufzubringen. Danach haben alle gesagt, wir müssen das tun, wir können nicht anders. Und in einer ähnlichen Situationen befinden wir uns, vor dem Ende des Öls – und wenn es aus ist, müssen wir ein Verkehrssystem haben, das adäquat einspringen kann. Da sehe ich keine Alternativen zum Baby Jet.

OÖN: Welche Folgen hätte der Baby Jet für die Gesellschaft?

Lepka: Man könnte von Linz nach Wien in die Arbeit pendeln, weil man nur neun Minuten unterwegs ist. Selbst zwischen München und Berlin wäre das denkbar. Das heißt, es wäre ein der Internetgesellschaft entsprechendes Transportmittel, das uns mit einem minimalsten Energieaufwand zueinander bringt. Die Konsequenzen können wir noch nicht genau absehen. Die Metropolen würden sich noch mehr zu Knotenpunkten unserer Welt entwickeln, die ländlichen Gebiete aber würden frei von lästigem Pendlerverkehr und wieder zu einem paradiesischen Rückzugsgebiet für Menschen werden, die sich selbstversorgend ernähren möchten oder die Ruhe genießen wollen, weil sie nur drei Tage in der Woche arbeiten gehen.

OÖN: Warum setzen Sie dem Jet ein Baby davor?

Lepka: Weil die Zeit des Größenwahns und des Überdimensionierens zu Ende ist. Wir haben den Planeten schon zugepflastert und müssen in kleineren Dimensionen denken.

OÖN: Treibt der Baby Jet nicht die Beschleunigungsspirale weiter?

Lepka: Ja, aber das ist nicht aufzuhalten. Er setzt aber Kräfte frei, die derzeit an den oberirdischen Verkehr gebunden und enorm energieintensiv sind, auch was die Nerven der Menschen betrifft.

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25. April 2024