Die Gruppe ist zwar klein, aber erlesen: Knapp 100 Österreicher retteten Juden zwischen 1938 und 1945 das Leben. Sie alle wurden dafür vom Staat Israel mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet. Wer waren diese Gerechten? Was hat sie angetrieben? Warum haben sie nicht – wie so viele – weggeschaut? Diesen Fragen geht eine neue Ausstellung in Steyr mit dem Titel „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ auf den Grund. Die Schau wurde von den beiden Historikern Michael John (Linz) und Albert Lichtblau (Salzburg) gestaltet.
Eine Art Prototyp dieser stillen Helden gibt es nicht. Gerechte waren arm und reich, alt und jung, lebten in der Stadt und auf dem Land, unter ihnen waren Handwerker, Fabrikanten und sogar Wehrmachtsangehörige. Der gemeinsame Nenner dieser österreichischen Hundertschaft lautet schlicht – Mitmenschlichkeit und Zivilcourage.
Mit Einfallsreichtum, Mut und vielerlei Entbehrungen schafften es die Gerechten, jüdische Mitbürger vor Deportationen und Gestapo-Häschern zu beschützen.
In einem Zeitzeugengespräch zur Eröffnung Mittwochabend im voll besetzten Großen Saal des MAW erzählte die Gerettete Angelica Bäumer (81) wie sie und ihre Geschwister überleben konnten: „Balthasar Linsinger, Pfarrer in Großarl, hat uns in seinem Dorf auf einem Bauernhof untergebracht und so das Leben gerettet.“ Heimische Gerechte wie Linsinger, der Wehrmachtssoldat Anton Schmid oder der Kunsthandwerker Reinhold Duschka stehen in einer Reihe mit dem international bekanntesten „Gerechten unter den Völkern“ Oskar Schindler.
Der israelische Botschafter Aviv Shiron schlug in Steyr die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart: „Ich hoffe, dass viel junge Menschen in das Museum kommen und lernen, wie man in schwierigen Situationen Mut und Charakter zeigen kann und soll.“ (dmf) Mehr zu diesem Thema lesen Sie nächste Woche im „Wochenende“.