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Der Wahnsinn absoluten Gehorsams

Von Michael Wruss, 17. Oktober 2017, 00:04 Uhr
Der Wahnsinn absoluten Gehorsams
Stimmlich gewaltig und expressiv: Florian Boesch als Wozzeck Bild: APA/WERNER KMETITSCH

Jubel für Alban Bergs Oper "Wozzeck" bei der Premiere am Sonntag im Theater an der Wien

Welche Grausamkeiten kann ein Mensch über sich ergehen lassen, ohne wahnsinnig zu werden, ohne aus Resignation angesichts purer Trostlosigkeit total aus der Bahn geworfen zu werden?

Robert Carsen hat diese Fragen in seiner Lesart von Alban Bergs Oper "Wozzeck" aufgegriffen und in einer auf das Wesentliche reduzierten Inszenierung auf den Punkt gebracht. Bergs Militärzeit wird hier genauso greifbar wie der alltägliche sadistische Druck eines auf absoluten Gehorsam getrimmten Systems. Eines, das funktionierende Typen braucht, aber keine emotional fühlenden und schon gar keine denkenden Menschen.

Wer ist hier wahnsinnig? Wozzeck oder sein militärisches Umfeld? Ein Milieu, aus dem Carsen seine Protagonisten nicht herauskommen lässt, das in jeder Szene allgegenwärtig wird. Dazu passend die unendliche Leere und Weite der Bühne (Gideon Davey), die nur durch Vorhänge unterteilt wird, die keine Intimität schaffen, sondern dieses ständige Beobachtet-Sein noch verstärken. Die fehlende Intimität lässt auch keine Liebe zu. Einziger Fluchtpunkt kann nur der Tod sein. Leo Hussain übernimmt dieses Konzept in seiner Interpretation der Partitur, hier in einer reduzierten Orchestrierung von Eberhard Kloke, die aber nichts von dem ursprünglichen Farbreichtum einbüßte. Dramatik pur, lautstarkes Hinausbrüllen von ungeschminkten Wahrheiten und zugleich leiseste Töne eines winzigen Funkens Hoffnung. Florian Boesch war exakt diese geschundene Kreatur, die an ihrer Umwelt zerbricht. Stimmlich gewaltig und höchst expressiv agierend, dabei ungemein sensibel und die vielen Facetten dieser Rolle fein auslotend.

Lise Lindstrom war eine beeindruckende Marie, die zur Liebe nicht fähig ist und doch einen Funken Antrieb besitzt, diesem Istzustand zu entfliehen – stimmlich überzeugend in allen Nuancen. John Daszak war ein großartiger Hauptmann, Ales Briscein ein stattlicher Tambourmajor und Benjamin Hulett ein beachtlicher Andres. Stefan Cerny stach als junger Doktor stimmlich wie darstellerisch heraus. Er subsumierte alle KZ-Ärzte und jedes Grauen von Menschenexperimenten in seiner Bühnenpräsenz. Grausam, dass gerade ein Gewehr in der letzten Szene dem Kind Maries als Steckenpferd dient. Es gibt kein Entrinnen aus der Spirale. Ein Schluss, der das Klatschen fast unmöglich gemacht hat. Dennoch jubelnde Zustimmung.

Theater an der Wien: Premiere von Alban Bergs Oper "Wozzeck", 15.10.,

OÖN Bewertung:

 

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