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Burgtheater: Alfred Hitchcock lässt grüßen

Von Reinhold Reiterer, 26. September 2011, 00:04 Uhr
Alfred Hitchcock lässt grüßen
Dörte Lyssewski als „Genia“ und Peter Simonischek als „Friedrich Hofreiter“ in der Kulisse eines film noir. Bild: APA

Alvis Hermanis inszeniert am Wiener Burgtheater Arthur Schnitzler in einem gewöhnungsbedürftigen „film noir“-Setting. „Das weite Land“ feierte am Samstag Premiere.

Rund um die Programmpressekonferenz von Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann heuer im Frühjahr sickerte durch, Klaus Maria Brandauer werde den Fabrikanten Friedrich Hofreiter in Arthur Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land“ in einer Neuinszenierung durch Alvis Hermanis übernehmen. Ein paar Wochen später, nach Hermanis’ „Platonov“-Premiere im Akademietheater, wurde publik, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Brandauer und Hermanis aufgrund der Regiekonzeption zerschlagen habe. Der lettische Regisseur wolle die Handlung des 1911 uraufgeführten Stücks in die Mitte des 20. Jahrhunderts verlegen und im Stil eines „film noir“ inszenieren.

Das hat er nun wahrlich getan und damit einen ziemlich ungewöhnlichen Blick auf Schnitzlers Analyse einer bürgerlichen Gesellschaft geworfen, in der die Ehemänner ihre Frauen betrügen und selbst als Betrogene dastehen. Die Frauen kommen bis auf Ernas Mutter (Kirsten Dene) und Frau Meinhold (Corinna Kirchhoff) durch die Bank als Femmes fatales daher, die sich auf Sofas hinfläzen, sich räkeln und keineswegs mit ihren sexuellen Reizen geizen. Gleichzeitig bewegen sie sich auf dem Hitchcock-Film-Soundteppich (Musik: Raimund Hornich, Florian Pilz) wie Karikaturen oder als (platt) nachgestellte Filmzitate.

Öder Draufblick

Das schwarzweiße Bühnendekor (Kostüme: Eva Dessecker) verfügt über einen ästhetischen Reiz (vermutlich aber nur für die im Parkett und Parterre sitzenden Zuschauer, denn von der Galerie hat man einen öden Draufblick auf die oben offenen Bühnenbauten), der die Zerbrechlichkeit und die Angstgefühle dieser wohlbehüteten Machomänner unterstreicht. Peter Simonischeks Hofreiter lotet in einem ungeahnten Ausmaß die Verschlagenheit und Hochmütigkeit eines Machtmenschen aus, der sich aber gleichzeitig davor fürchtet, einmal vor einer gähnenden Leere zu stehen. Nachdem Hofreiter den Geliebten (Lucas Gregorowicz) seiner Frau (Dörte Lyssewski) im Duell getötet hat, zu feig ist, dessen Mutter die Wahrheit zu sagen, eine gemeinsame Zukunft mit der Geliebten Erna zurückweist, versagt das Regiekonzept. Es fehlt die Nahaufnahme, damit wir als Publikum entdecken könnten, was sich Hofreiter bei der Rückkehr seines schulpflichtigen Sohnes Percy aus dem englischen Internat eröffnet: Er hat mit seinen Machtspielen sein eigenes Leben verspielt.

Das Spiel mit den Schatten, den Bewegungen hinter den Jalousien mag das Vage der Schnitzlerschen Dramaturgie unterstreichen, doch trägt es keinen vierstündigen Theaterabend.

Die Selbstverliebtheit des Regisseurs in sein Konzept und das unbedingte Festhalten daran erweisen sich letztlich als Manko, wobei die Figurenzeichnungen eines Simonischek, einer Kirchhoff, Lyssewski und auch von Falk Rockstroh (Doktor Mauer) oder der Hotelportier-Skizze durch Hermann Scheidleder vieles wieder aufwiegen.

Insgesamt eine durchwachsene Inszenierung mit einer verblüffenden Grundidee, die aber in der Gesamtheit nicht gänzlich aufgegangen ist. Das Premierenpublikum applaudierte anfangs eher verhalten. Als das Leading Team Buh-Rufe einstecken musste, folgten „Bravos“ auf dem Fuß.

Info: Weitere Termine: 7., 21., 25., 26. Oktober. Karten: 01 / 513 1 513.

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