Buchtipp: Irgendwo in Westafrika
Sieben Jahre nach seinem Debüt "Porno Panda" legt der Linzer Herbert Sklenka sein Zweitwerk vor. Dass er "Chamäleonhimmel" irgendwo in Westafrika ansiedelt, kommt nicht von ungefähr – der Autor hat vier Jahre dort verbracht, vornehmlich in Burkina Faso, Togo und im Senegal.
Es sind illustre Figurengruppen, die erst getrennt agieren, bevor sich ihre Wege schicksalhaft kreuzen und verknüpfen. Auf der einen Seite rotten sich in einer Art Zwangsverschwörung drei Europäer zusammen: der gefühlskalte Belgier, der im Krankenhaus die gespendete, ausrangierte medizinische Gerätschaft in Schuss und die Afrikaner für zu dumm zum Leben hält; Mariechen, eine Schweizerin, der das Leid der Leprösen, die sie betreut, an Leib und Seele abtropft; Eberhard, gestrandeter Entwicklungshelfer und von Gott mit einer bigotten Angetrauten bestraft, der um sein kümmerliches Eigentum bangt.
Auf der anderen Seite das Mädchen Bijou, Lendenfrucht eines lüsternen Sahel-Nomaden, das sich als Waise einem Zirkus anschließt, in dem Baumspringer, ein Hühnermann und ein Schweinebinder Attraktionen sind.
Sklenka entwirft eine schräge Szenerie, die John-Irving-Leser anfüttert. Atem- wie punktlos aneinandergereihte Satzkaskaden, gewiefte Formulierungen, gnadenlose Spitzen, stimmungs- und humorvolle Bilder ergeben ein uneingeschränktes Lesevergnügen.
Herbert Sklenka: "Chamäleonhimmel", Verlag Müry Salzmann, 200 Seiten, 19 Euro
Tipp: Sklenka liest am 5. Dezember, 19.30 Uhr, im Linzer Stifterhaus aus dem neuen Roman.