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Buchkritik: Die Wurzeln einer jüdischen Familie

Von Heidi Riepl, 27. Juni 2015, 00:04 Uhr
Die Wurzeln einer jüdischen Familie
Bild: Reuters

Der autobiografische Roman "Der Schatz des Herrn Isakowitz" des Enkels von vier Holocaust-Überlebenden nimmt den Leser mit auf eine beeindruckende Zeitreise in die Vergangenheit.

Danny Wattin ist in Schweden längst kein Unbekannter mehr. Mit "Der Schatz des Herrn Isakowitz" erscheint nun sein erstes Buch auf Deutsch: Passend zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, erzählt er darin die Konfrontation einer jüdischen Familie aus Schweden mit dem Holocaust.

Alles beginnt mit einer alten Familienlegende: Im polnischen Kwidzyn, dem früheren Marienwerder, sollen die Vorfahren im Garten einen Schatz vergraben haben, um ihn in den 1940er Jahren vor den Nazis zu verstecken. Als der siebenjährige Leo zum ersten Mal davon hört, lässt er nicht mehr locker: "Einen Schatz muss man ausgraben", sagt er und überzeugt damit seinen Vater, den Autor Danny Wattin, und seinen Großvater, mit ihm nach Polen zu reisen. Die moderne Schatzsuche wird eine unvergessliche Pilgerfahrt, auf der drei Generationen zurückreisen, um die Wurzeln ihrer jüdischen Familie zu ergründen.

Die Reise beginnt zunächst ganz trivial: Der eine hat dauernd Hunger, dem anderen geht das Navigationsgerät auf die Nerven, und der Kleine nörgelt eigentlich an allem herum. Während der stundenlangen Autofahrt wird heftig diskutiert und gestritten. Erst langsam kommen die drei zur Ruhe. Und Danny erinnert sich plötzlich wieder an die Erzählungen seiner Großmutter.

Ein Teil der Familie wohnte früher in Berlin, der andere in Polen – eben auch der besagte Hermann Isakowitz, der Urgroßvater von Danny Wattin, der den legendären Schatz vergrub.

Die alltäglichen Grausamkeiten

Nach und nach erfährt der Leser, wie es war, als Jude in der Zeit des Nationalsozialismus zu leben. Aus vielen einzelnen Episoden, die Danny Wattin von seinen Verwandten erzählt bekommen hat, setzt sich eine zweite Handlungsebene zusammen, die die alltäglichen Grausamkeiten des Nationalsozialismus eindrucksvoll vermittelt. Jedes einzelne Schicksal wäre genug Stoff für ein eigenes Buch.

Wer damals konnte, flüchtete. Doch Einreisevisa für Gastländer wie das neutrale Schweden waren nur schwer zu bekommen – und falls das doch gelang, wurden die Juden auch dort als billige und rechtlose Arbeiter missbraucht.

Danny Wattin lernt nicht nur seine Familiengeschichte kennen, sondern beginnt auch die Überlebenden und deren Eigenheiten besser zu verstehen. Und irgendwann findet er dann auch die Stelle, wo Herr Isakowitz seinen Schatz vergraben hat. Doch aus dem einstigen Garten ist ein asphaltierter Innenhof geworden...

Über das Thema Juden und Nationalsozialismus wurde schon viel geschrieben. Doch dieser Roman besticht durch seine Balance aus ernsthafter Auseinandersetzung und Leichtigkeit. Wenn Wattin im humorvollen Plauderton über das Schicksal seiner Verwandten schreibt, erzeugt das beim Leser ein Wechselbad der Gefühle. Und allein die Tatsache, dass es sich dabei nicht um erfundene Personen, sondern um real existierende Einzelschicksale handelt, lässt diesen Roman noch lange nachwirken.

 

Danny Wattin: "Der Schatz des Herrn Isakowitz", Eichborn-Verlag, 240 Seiten, 20,60 Euro

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