Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Brustkrebs: „Die Krankheit ist ein Aspekt des Lebens“

Von Von Karin Schütze   16.Oktober 2009

OÖN: Der Film entstand auf Initiative einer der Frauen. Waren Sie sofort einverstanden?

Derflinger: Naja, ich hätte mir das Thema nicht ausgesucht. Ein Freund hat mich angerufen, dass Frederike (Frederike von Stechow, Anm.) einen Film über ihre Krankheit machen möchte, dass sie sich die Haare schneiden lässt und dabei gefilmt werden möchte, übermorgen. Ich habe zugesagt, lernte sie kennen und mochte sie sofort. Das war ausschlaggebend, den Film zu machen. Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, kann ich das, halte ich das aus, was passiert, wenn eine der Protagonistinnen stirbt?

OÖN: Sie haben den Frauen Kameras gegeben…

Derflinger: Ich wollte, dass sie ihre eigenen Momente aufzeichnen. Privates, ihren Alltag, ihre Kinder, ihre Gefühle. Ich habe sie dabei nie kontrolliert. Dadurch hat der Film eine eigene Freiheit bekommen. Ich hatte nicht das Gefühl, Grenzen zu überschreiten, mir Material zu erobern. Es war umgekehrt, das war neu und anders.

OÖN: Was war Ihnen wichtig beim Drehen?

Derflinger: Ein normales Leben, keine klaustrophobische Krankenhausatmosphäre zu zeigen. Erzählen, dass man trotzdem im prallen Leben steht. Die Krankheit ist ja nur ein Aspekt davon, der es natürlich schwer beeinflusst. Im Krankenhaus war mir wichtig, dabei zu sein, ungezwungen. Ich habe mich nicht vorher mit dem Thema beschäftigt, bin mit dem gleichem Nichtwissen hineingegangen wie wahrscheinlich viele Frauen.

OÖN: Was war Ihnen wichtig im Umgang mit der Krankheit?

Derflinger: Ich wollte die Krankheit entdämonisieren. Zeigen, wie erleichternd ein normaler, selbstverständlicher Umgang mit ihr ist. Brustkrebs ist ja immer auch ein Angriff auf die Weiblichkeit. Es ist bedrohlicher, wenn eine Frau ohne Haare als oben ohne herumrennt. Was geschieht, wenn das Frauenbild gestört wird? Darf ich dann trotzdem weiblich sein, werde ich so wahrgenommen? Doch Kranksein ist ein Teil unseres Lebens, das soll man im Film auch spüren.

OÖN: „Eine von 8“ lief im März beim Filmfestival Diagonale in Graz. Wie hat das Publikum reagiert?

Derflinger: Manche waren begeistert, andere wollten damit nicht konfrontiert werden. Es gibt diese absolute Verdrängung. Ich glaube, dieses Wegdrängen, das Im-Geheimen-sein-Müssen ist schlimm für die Frauen. Und dass der Schrecken der Krankheit abnimmt, wenn man ihr ins Gesicht schaut.

copyright  2024
25. April 2024