Bei Salvatore Sciarrino stirbt selbst der Tod
Viel Applaus für "Vanitas" in der Ursulinenkirche.
Salvatore Sciarrinos Musik ist von einer faszinierenden Aura des Vergänglichen umgeben, die in ihrer ungreifbaren Ferne doch so nah zu sein scheint. In ihrer kommunikativen Direktheit spricht sie aus einem der meistaufgeführten zeitgenössischen italienischen Komponisten der Gegenwart. "Vanitas. Natura morta in un atto", eines seiner zentralen Werke, wurde im Rahmen der Montagskonzerte in der Ursulinenkirche von Anna Maria Pammer, Verena Sennekamp und Katharina Olivia Brand ungemein packend realisiert.
Sciarrinos Musik greift in ihrer Langsamkeit in den Rahmenteilen diese unermessliche Erstarrung auf. Die drei Mittelteile, in denen Sintflut, Flammen und der unvorstellbare Tod des Todes Themen sind, spielen mit virtuoser Lebendigkeit. Schlusspunkt ist ein Auslöschen der Musik durch ein schier endloses, stoisch langsames Glissando auf der tiefsten Saite des Cellos, das quasi den Tod mit dem Leben verschmelzen lässt. Die Sopranistin Anna Maria Pammer beweist erneut, dass sie ein ungeheures Empfinden für derartige Musik aufbringt. Sie trifft die verrücktesten Tonkombinationen traumwandlerisch sicher. Nicht minder genial Verena Sennekamp, die ihr Cello als Instrument des nie aufblühen dürfenden Klanges in ungeahnte Welten vordringen lässt. Beeindruckend auch Katharina Olivia Brand, die die scheinbar viel zu realen Klavierklänge ideal mit dem surrealen Gesamtbild verschmelzen kann.
Fazit: Eine absolut beeindruckende Interpretation eines Schlüsselwerks unserer Zeit. Mit einem nachdenklich stimmenden Innehalten vor der Ewigkeit des Seins wurde gekonnt ein Kontrapunkt zum üblichen sommerlichen Unterhaltungstrip gesetzt.
Ursulinenkirche: Aufführung von Salvatore Sciarrinos "Vanitas". Abendmusik-Serie, 23. 7.