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„Bazar der Geschlechter“: Zeitehe Alternative zur Steinigung

Von Von Julia Evers, 13. April 2010, 00:04 Uhr
Die Zeitehe als Alternative zur Steinigung
Sudabeh Mortezai (OÖN/jule) Bild: evers

Ehen, die von einer halben Stunde bis hin zu 99 Jahren dauern können – und ein ungewohntes Bild des Islam zeigt die in Wien lebende Regisseurin Sudabeh Mortezai in ihrer Dokumentation „Im Bazar der Geschlechter“.

Ehen, die von einer halben Stunde bis hin zu 99 Jahren dauern können – und ein ungewohntes Bild des Islam zeigt die in Wien lebende Regisseurin Sudabeh Mortezai in ihrer Dokumentation „Im Bazar der Geschlechter“.

OÖN: Was steckt hinter dem Konzept der Zeitehe?

Mortezai: Die Zeitehe wird auf den Propheten selbst zurückgeführt und auf einen Vers, in dem es darum geht, Männern, die als Soldaten unterwegs oder auf Pilgerreise sind, die Möglichkeit zu geben, ihre Sexualität in einem legalen Rahmen zu befriedigen.

OÖN: Sie zeigen im Film, dass eine solche Verbindung vor einem Mullah geschlossen wird – für die Zeitdauer von einer Stunde bis zu 99 Jahren –, aber nicht denselben Rechten und Pflichten unterliegt wie eine normale Ehe...

Mortezai: Genau. Im schiitischen Recht gilt es insofern als Ehe, als Kinder, die aus einer solchen Verbindung hervorgehen, auch erb- und unterhaltsberechtigt sind. In Wirklichkeit hat die Zeitehe mit einer normalen Ehe relativ wenig zu tun, weil es ansonsten keinerlei Verpflichtungen für die Eheleute gibt. In beiden Ehe-Formen gibt es ein Brautgeld, das System bleibt gleich: Die Frau stellt ihre Sexualität zur Verfügung, der Mann zahlt dafür.

OÖN: Wie verbreitet sind solche Zeitehen?

Mortezai: Im heutigen Iran ist die Zeitehe wieder stark verbreitet – weil die Menschen in einem sehr repressiven System leben, das ihr Privatleben und ihre Sexualität stark kontrolliert. Jede Art der außerehelichen Sexualität ist per Gesetz verboten. Sind beide Partner ledig, fällt es unter Unzucht, darauf stehen 100 Peitschenhiebe, auf Ehebruch sogar die Steinigung. Wenn man in so einem System lebt und eine sexuelle Beziehung haben will – sei es Prostitution, sei es eine Beziehung zweier Menschen, die nicht heiraten können oder wollen, bleibt nur dieses Schlupfloch übrig.

OÖN: Wem nützt dieses Konzept?

Mortezai: Es ist natürlich ein patriarchales System, das Männern nützt und Frauen diskriminiert. Schon allein, weil Männer so viele dieser Verbindungen gleichzeitig eingehen können, wie sie wollen, eine Frau aber monogam bleiben muss. Aber: Auch wenn mir bei der folgenden Aussage Feministinnen widersprechen würden – ich denke, dass die Zeit-ehe auch vielen Frauen nützt, einfach, weil die Alternative der Heirat und der Scheidung sehr schwierig ist.

OÖN: Für Zuseher aus dem katholisch geprägten Österreich ist es sehr überraschend, wie freimütig die Mullahs Antwort auf sexuelle Fragen geben...

Mortezai: Das überrascht Europäer immer, dass der Islam der Sexualität grundsätzlich sehr positiv gegenübersteht. Schiitische Geistliche geben auch ganz explizite Ratschläge.

Info: Die Regisseurin präsentiert ihren Film „Im Bazar der Geschlechter“ heute um 20 Uhr im Linzer Moviemento.

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