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Autor, Regisseur und Tausendsassa

Von Peter Grubmüller   07.August 2018

Wer diesen Sommer im Ennser Theater im Hof die Stück-Entdeckung "Der Held aus dem Westen" von John Millington Synge (1871–1909) gesehen hat, der ist von Daniel Große Boymann angetan. Der 42-Jährige hat nicht nur den irischen Kleinbauern Philly O’Cullen glaubwürdige Gestalt gegeben, sondern die Atmosphäre des Stücks mit saftig nach Irland klingenden Kompositionen zwischen Melancholie und sich aufbäumender Heiterkeit veredelt. Seit dem Wochenende sitzt Große Boymann vor seinem eigenen, zusammen mit Alexander Kuchinka verfassten Libretto zu Franz Lehárs Operetten-Immergrün "Die lustige Witwe". Am Donnerstag muss er die Rolle des Njegus und Erzählers auswendig im Kopf haben, weil der gebürtige Münchner auf dem Linzer Domplatz für den deutschen Spaßmacher Oliver Pocher einspringt, der aus familiären Gründen abgesagt hat. Und Regie führt er auch noch – ebenfalls im Duo mit Kuchinka. Große Boymann: "Alle sagen: ,Das musst du können, du hast es ja geschrieben.’ Nein, so ist es nicht. Jetzt sitz ich da und lerne."

"Als Simon Ertl (Chef von "Klassik am Dom", Anm.) zu uns gekommen ist, stand fest, dass er ,Die lustige Witwe’ mit Annette Dasch und Oliver Pocher machen wird. Das ist also nicht auf unserem Mist gewachsen. Unsere Aufgabe war es, ein Libretto zu schreiben, in das wir diesen artfremden Pocher und seine freche Schnauze samt seiner vorgegaukelten Ahnungslosigkeit so einfügen, dass seine Talente zur Geltung kommen", sagt Große Boymann. Nachdem es in Lehárs 1905 uraufgeführtem Welterfolg diesen kleinen Kanzlisten Njegus gibt, sollte Pocher diese Figur zum überforderten Praktikanten ausdehnen. Was er Pocher auf den Leib geschrieben hat, muss Große Boymann nun selbst erledigen. "Nach Pochers Absage war Pragmatismus gefragt, also werde ich die Dinge unverblümt beim Namen nennen", sagt er. Die Zwischenmusiken wurden entfernt, um die konzertante Version nicht in die Länge zu ziehen, "aber alle großen Hits sind natürlich geblieben."

Vierjähriger Papageno

Die Änderung wird der Qualität und der angestrebten Ironisierung keinen Abbruch tun. Große Boymann wurde bisher bloß nicht in Comedy-Formaten von Fernsehsendern herumgereicht, seine Erfahrung beruht auf der Zusammenarbeit mit bedeutenden Bühnen. Und Musik war da immer: Sein Vater Heinz gründete 1968 das heutige Akademische Sinfonieorchester München, "im Alter von vier Jahren bin ich schon als Papageno auf die Bühne gerannt", sagt Große Boymann. Mit fünf Jahren drückte man ihm eine Geige in die Hand, mit zehn setzte man ihn zum Klavier. Nach dem musischen Pestalozzi-Gymnasium in München ließ er sich an der Wiener Musikhochschule zum Musicaldarsteller ausbilden, es folgten zahlreiche Engagements in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

2004 begann er mit dem Schreiben fürs Musiktheater, 2013 feierte er im Burgtheater den vorläufig größten Wurf. "Spatz und Engel", seine zusammen mit Thomas Kahry konzipierte Hommage an Edith Piaf und Marlene Dietrich, blieb dort für fünf Saisonen mit rund 70 Vorstellungen auf dem Spielplan. Im vergangenen April ging die Produktion in der Regie des Broadway-erfahrenen Gordon Greenberg ins Segal Centre nach Montreal, Kanada.

Obendrein tourt das von Große Boymann übersetzte Monty-Python-Musical "Spamalot" seit Jahren mit großem Erfolg durch den deutschen Sprachraum. Für Donnerstag verspricht der Tausendsassa die unterhaltsamste Form eines Sommerkonzerts. Diesem Mann kann man trauen.

Karten/Info: 0732/7805-805; OÖN-Verkaufsstellen in Linz, Wels, Ried/I., Rabatt mit OÖNcard.

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23. April 2024