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Auch im Spätwinter seines Lebens zelebriert John Mayall den Blues

Von Lukas Luger   03.März 2017

Das treulose Weib. Die Liebe, unstillbare Sehnsucht. Der Suff. Und der Tod. Der Blues ist seinem ureigensten Wesen nach die in Songform gegossene Depression. John Mayall ist seine Verkörperung – und ihr bestes Gegenbeispiel. Die Virilität, die Freude und die Kraft, mit welcher der Brite mit 83 Jahren auf der Bühne agiert, nötigt massiven Respekt ab. Auch dem Linzer Publikum, das den glänzend aufgelegten Mayall bei seinem Auftritt am Mittwochabend im ausverkauften Posthof völlig zu Recht feierte.

Seinen langjährigen Gitarristen setzte die Blues-Ikone vor einigen Monaten in einer Spontan-Aktion vor die Tür. Die Begründung: Er brauche neue musikalische Reize. Seither tourt Mayall nur mit Bassist Greg Rzab und Schlagzeuger Jay Davenport um die Welt.

Mit dem Spieltrieb eines Kindes

Vermisst wurde der vierte Mann bei Mayalls Linz-Gastspiel in keiner Sekunde. Rzab und Davenport, beide aus Chicago stammend, bereiteten so kompetent wie unaufgeregt den rhythmischen Boden für ihren Boss auf. Vom ersten Stück an, dem famosen "I’m A Sucker For Love", demonstrierte John Mayall, dass er auch im Spätwinter seines Lebens dieses in vollen Zügen zu genießen gedenkt. Egal ob Gitarre, Keyboard, Mundharmonika – mit dem Spieltrieb eines Kindes ausgestattet, musizierte sich Mayall durch eine Setlist, die man als Lebensbilanz lesen kann. Vom frühen Mose-Allison-Cover "Parchman Farm" – 1966 mit Eric Clapton für die Blues Breakers eingespielt – über das seine Alkoholabhängigkeit verhandelnde "Gimme One More Day" und das einer Verflossenen gewidmete "Do I Please You?" bis hin zu "It’s Hard Going Up" aus dem brandneuen Album "Talk About That" spannte der 83-Jährige den Bogen. Ein wunderbarer Abend, der ohne so manches überlanges Soli vielleicht noch ein Eitzerl wunderbarer gewesen wäre.

Konzert: John Mayall, Posthof Linz, Großer Saal 1. März

OÖN Bewertung:

 

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19. April 2024