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Auch Linz hat sein Schönbrunn

Von Michael Wruss   27.Juni 2011

Davor präsentierten die Musikschule Linz und das Landesmusikschulwerk Oberösterreich ein fulminantes Vorprogramm.

Das Jugendorchester der Musikschule Linz unter Marcus Wall gesellte sich mitten unter die Wölfe und ließ diese nach John Barrys „Dances with Wolves“-Filmpartitur gehörig heulen. Auch Michael Jacksons „Smooth Criminal“ und Lalo Schifrins „Mission Impossible“ – beide von Thomas Mandel arrangiert – heizten in der doch recht frischen Sommernacht gehörig ein.

Danach gab es eine Premiere. Zum ersten Mal dirigierte Dennis Russell Davies das Oberösterreichische Jugendsinfonieorchester bei einer Auswahl aus Aram Katchaturians Ballettschaffen. Gleich zu Beginn wirbelte der Säbeltanz aus „Gayaneh“ rund um den Hauptplatz, gefolgt vom leicht melancholischen Walzer aus „Masquerade“, getoppt von einer großartig musizierten Spartacus-Suite. Hier war ein junges Dream-Team am Werk, das öfter unter Davies’ Taktstock spielen sollte!

Der Höhepunkt des vierten Klassik-Open-Air-Spektakels war aber zweifelsohne die IV. Symphonie Anton Bruckners, ein Werk, das wohl zu den meistgespielten des Bruckner Orchesters gehört und dennoch immer wieder begeistert. So auch an diesem Samstag, als Dennis Russell Davies nicht nur punktgenau die Tempi steuerte, sondern auch trotz der schwierigen klanglichen Situation viel Musikantisches aus der Partitur herausholte.

Ein neues Klangerlebnis

Ein Problem bei solchen Veranstaltungen ist immer die Verstärkung, die meist zu Kompromissen zwingt. Zwar klangen die einzelnen Orchestersektionen sehr synchron, aber die dynamische Abstimmung ließ zumindest von der rechten Seite des Hauptplatzes zu wünschen übrig. Eine IV. Bruckner fast ohne erste Geigen, dafür mit viel Bratschen, Celli und Holzblasinstrumenten bot dafür ein neues Klangerlebnis, bei dem einmal die Mittel- und Nebenstimmen so richtig dominierten.

Das warf zwar an manchen Stellen selbst das harmonische Gerüst über den Haufen, weil die wichtigsten Töne nur zu erahnen waren, tat aber der glänzenden Interpretation keinen Abbruch. Es ist nur schade, dass sich das nicht besser steuern lässt.

Das Bruckner Orchester zeigte sich von seiner besten Seite und überzeugte mit einer rundum erstklassigen Leistung, sodass das Linzer Open-Air dem Wiener Pendant in Schönbrunn wohl um nichts nachstand, ja vielleicht sogar um einen Deut mehr „ernste“ Klassik bot. Für Orchester und Dirigent gab es viel Jubel, die sich dafür mit einem ebenso fein nuanciert musizierten Donauwalzer beim Publikum bedankten.

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