Andersen im Interview: „Disney ist geschmeidig, lustig, tierisch“
LINZ. Donald Duck, Daisy, Goofy. Flemming Andersen (43) kennt die weltberühmten Disneyfiguren so gut wie kaum ein anderer. Er gibt ihnen in den Lustigen Taschenbüchern ein Gesicht. Am 18. März ist der dänische Disney-Zeichner Stargast beim NextComic-Festival.
OÖN: Mickey Mouse, Donald Duck, Daisy und Goofy – alle diese Comic-Charaktere sind sehr clever und genau ausgearbeitet. Welche Figur halten Sie für die lustigste und beste?
Andersen: Für mich sind das Donald Duck und Scroodge. Mit den beiden habe ich am allermeisten gearbeitet.
OÖN: Inspiration ist unbezahlbar. Wie lassen Sie sich inspirieren? Wo fällt Ihnen Außergewöhnliches ein?
Andersen: Eine gute Geschichte hinter den Bildern ist der Schlüssel zur Kreativität, genauso wie meine Disney-Kollegen, die ich am meisten schätze. Außerdem inspirieren mich richtig gut animierte Filme, die ich mir mit meiner Familie sehr oft im Kino ansehe.
OÖN: Ihre Comics sind bekannt für Action. Manche davon werden sogar für grell und schrill gehalten. Würden Sie das so unterschreiben?
Andersen: Nun, es ist halt der typische Taschenbuch-Stil, den ich pflege. Der ist nun einmal voll von Action und Übertreibung.
OÖN: Was macht einen bemerkenswert guten Comic also aus?
Andersen: Eine gut durchdachte Geschichte mit einem außergewöhnlichen Gespür für Humor und der gute alte Slap Stick.
OÖN: Im Hinblick auf diese Kriterien: Welche Comics lesen Sie in Ihrer Freizeit? Was sind Ihre zeitlosen Favoriten?
Andersen: In kurzer Aufzählung: Carl Barks (Anm. Disney-Zeichner und u.a. Dagobert Duck-Erfinder), Daniel Branca (Anm. Disney-Zeichner), Giorgio Cavazzano (Anm. Disney-Zeichner und Captain Rogers), Andrea Freccero (Anm. Disney-Zeichner, Erfinder von Donald Ducks Alter Ego „DoppelDuck“), André Franquin (Anm. belgischer Zeichner und Autor, schuf Spirou, Fantasio u.a.) und Albert Uderzo (Anm. Zeichner und Mit-Autor der Asterix-Reihe).
OÖN: Wie kommt es, dass die Comic-Kultur hier in Europa weitaus weniger ausgeprägt ist wie in Asien oder Amerika?
Andersen: Wahrscheinlich ist das eine grundsätzliche Frage der Kultur und Tradition.
OÖN: Wie haben Sie begonnen, Comics zu zeichnen?
Es war schlicht ein innerer Drang, etwas, das ich unbedingt tun wollte. Zeichnen ist eine große Begierde von mir.
OÖN: Wie erfinden Sie einen neuen Comic-Buch-Charakter?
Andersen: Der Charakter wird in einem Manuskript genauestens beschrieben. Das Manuskript kommt zu mir, das Design obliegt dann ganz mir.
OÖN: Carl Barks, Giogio Cavazzano und Massimo De Vita sind drei Ihrer großen Vorbilder. Wie haben Sie Ihren persönlichen Stil entwickelt? Was ähnelt Ihren Vorbildern?
Andersen: Die Inspiration, die mir die Arbeit dieser drei verschafft, bedeutet mir alles. Mein Style ist dennoch ein typischer Taschenbuch-Stil.
OÖN: Was ist typisch für Disney? Fühlen Sie sich als typischer Disney-Zeichner?
Andersen: Ja, so fühle ich mich definitiv. Disney-Stil ist geschmeidig, lustig und tierisch gepaart mit einem großen Schuss richtig gutem Humor.
OÖN: Welche Ihrer Disney-Geschichten halten Sie für die beste?
Andersen: Das kann ich nicht sagen. Ich habe keine wirkliche Lieblingsgeschichte. Ich habe so viele gemacht.
OÖN: NextComic-Festival in Linz: Ein unbedingtes Muss? Ein Blick in die Zukunft des Comics in Europa?
Andersen: Ja, das würde ich schon sagen. Es ist immer eine Ehre, zu einem derartigen Festival eingeladen zu werden. Ich glaube, dass Comic-Festivals für die gesamte Comic-Industrie unverzichtbar sind. Da nehme ich auch die Künstler und die Fans nicht aus.