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50 Jahre Oö. Stiftskonzerte:  „Musik ist nicht, Musik wird“ 

Von Karin Schütze, 01. Juni 2023, 12:00 Uhr
Pianist Rico Gulda  blickt „gerne und mit Stolz“ auf zehn Jahre als Intendant der OÖ. Stiftskonzerte zurück.  Bild: Foto: Lukas Beck

17 Konzerte laden von 3. Juni bis 30. Juli nach St. Florian, Lambach, Kremsmünster und Wilhering. Intendant Rico Gulda über die Konzertreihe, die er seit zehn Jahren leitet, und die Magie des  Augenblicks in der Musik.

„Es hat geschüttet“, erinnert sich Rico Gulda (55) an das Eröffnungskonzert der OÖ. Stiftskonzerte im Jahr 2013. In Erinnerung blieb dem designierten Intendanten das Konzert im Marmorsaal des Stifts St. Florian jedoch wegen „eines jungen Dirigenten, der eingesprungen ist und dabei seine Erstbegegnung mit dem Bruckner Orchester hatte: der wunderbare, großartige Markus Poschner“, seit 2017 dessen Chefdirigent. Unvergessen ist ihm auch „das Konzert mit dem großen Herbert Blomstedt“, der 2017 am Pult der Bamberger Symphoniker seinen 90. Geburtstag mit Bruckners „Fünften“ bei den Stiftskonzerten feierte. „Gerne und mit Stolz“ blickt Rico Gulda heute auf zehn Intendantenjahre zurück.

Musik gehört? Gewiss gehört!

Gleich zwei Jubiläen begleiten somit die Mission des 55-Jährigen: „den besonderen Moment der Musikwerdung zu ermöglichen. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass nichts dieses Live-Erlebnis ersetzen kann, diesen Moment der Begegnung zwischen Kunstschaffenden und Publikum“, zu dem die OÖ. Stiftskonzerte ab 3. Juni in altehrwürdige sakrale Gemäuer nach St. Florian, Lambach, Kremsmünster und Wilhering laden.

Erstmals stellt heuer ein Festredner den Klängen nachdenkliche Worte voran: „Musik gehört – wem eigentlich?“ Dieser Frage wird der Hamburger Historiker und Autor Philipp Blom nachspüren. Gulda: „Ich hatte das Gefühl, wir brauchen einen Nachdenkprozess darüber, was Musik eigentlich bedeutet. Musik gehört – was eigentlich? Geliebt, wertgeschätzt, gefördert, beschützt, freigelassen? Auf jeden Fall gehört Musik gehört. Sie spricht auch durch sich selbst. Was sich auf jeden Fall gehört, ist, dass wir die Voraussetzungen schaffen, dass Musik werden kann“, beruft er sich auf den von ihm verehrten rumänischen Maestro Sergiu Celibidache (1912–1996) und dessen Credo: „Musik ist nicht, Musik wird.“

Nicht zuletzt „dank des treuen Publikums und aller Mitglieder des Vereins der Stiftskonzerte. Letztere seien wie „ein perfekt gestimmter Konzertflügel, den dann die Künstler bespielen“. Als Pianist hat Gulda auch selbst schon bei den Stiftskonzerten in die Tasten gegriffen, als Liedbegleiter von Michael Schade und Matthias Goerne. Ein klingendes Statement in Zeiten wie diesen verspricht der Auftritt seines ukrainischen Kollegen Vadym Kholodenko, der Frederic Rzewskis „The People United Will Never Be Defeated“ auf Beethovens „Mondscheinsonate“ treffen lässt. „Ein großartiger Pianist aus Kiew, ich habe ihn entdeckt durch meine Verbindung zum Cliborn Wettbewerb in den USA, den er gewonnen hat.“

An seinen Vater, Klavierlegende Friedrich Gulda, erinnert dessen Cellokonzert, gespielt von der Münchnerin Raphaela Gromes und dem SIGNUM saxophone quartet in Kremsmünster. Wie es dem Sohn geht, die Musik seines im Jahr 2000 verstorbenen Vaters auf der Bühne zu hören? „Das ist immer eine Zeitreise in meine Vergangenheit. Er liebte das Salzkammergut. Im langsamen Satz gibt es eine Hommage an diese Region.“

Ein halber Japaner

Aufgewachsen ist Rico Gulda, Bruder des Pianisten Paul Gulda, überwiegend bei seiner Mutter, ebenfalls Pianistin und gebürtige Japanerin, in München, „unterbrochen durch lange Aufenthalte am Attersee bei meinem Vater oder auf Reisen. Als kleines Kind habe ich hauptsächlich Japanisch gesprochen“, erinnert er sich.

Seine japanischen Wurzeln begleiten den dreifachen Vater bis heute: „In der japanischen Kultur ist es nicht üblich, dass man die Dinge einfach direkt anspricht. Leute, die mich kennen, merken es, wenn ich etwas zwar sage, aber in einer Art, die man hier direkter formulieren würde. Ich muss mich dann selbst ermahnen und füge hinzu: Übrigens, das war jetzt japanisch gesagt. Oder ich liefere die Übersetzung mit: Ich habe eigentlich gar nicht gemeint, dass du dir überlegen könntest, ob du eventuell vielleicht darüber nachdenken könntest, ob du das machen möchtest. Ich habe es eigentlich abgelehnt. Da bin ich auf meine Art ein Wanderer zwischen den Welten.“

Seinen Weg möchte er „munter weitergehen. Man kommt nie endgültig an. Das ist, glaube ich, auch gut so. Manchmal hat man das Gefühl, mehr in die richtige Richtung zu gehen als in anderen Momenten in seinem Leben. Gerade habe ich das Gefühl, dass ich eine gute Richtung einschlage“, auch mit den OÖ. Stiftskonzerten, deren „guter, starker Idee“ er die Treue halten will: „pointiertes Programm mit den besten Künstlern zu präsentieren, genau abgestimmt auf die besondere Würde unsere wunderschönen Stifte.“ Die Tradition renommierter Streichquartette setzt Quatuor Ébène fort. Im Zeichen Guldas Mission, „unbedingt am Puls der Zeit zu bleiben“, stehen unter anderem „zwei großartige Blasmusikformationen“: Mnozil Brass mit Trompeter Thomas Gansch als Open Air im Stiftskellergarten in St. Florian und „Federspiel“ im Feigenhaus des Stifts Kremsmünster – zwei der „Stiftskonzerte Landparien“. Im Programmpfad „Stiftskonzerte Klassik Extended“ zelebrieren Philharmonix – ein Septett aus Mitgliedern der Wiener und Berliner Philharmoniker – ihre grenzenlose Leidenschaft. Mit „The King’s Singers“ aus Großbritannien ist eines der besten A-cappella-Ensembles in der Basilika St. Florian zu erleben.

Die Wetterprognose für die Eröffnung am 3. Juni in St. Florian verspricht diesmal übrigens strahlenden Sonnenschein.

Rico Gulda wuchs bei seiner Mutter Yuko Wakiyama auf

50 Jahre feiern 17 Konzerte von 3. Juni bis 30. Juli. Einige zeitnahe Tipps: 3. 6./4. 6.: Eröffnung mit dem Bruckner Orchester Linz (BOL) unter Francois Leleux und Geigensolistin Bomsori Kim im Stift St. Florian 10. 6.: Bruckners „Siebte“ und das Auftragswerk von Erkki-Sven Tüür mit dem BOL unter Markus Poschner, St. Florian 17. 6. Quatuor Ébène: Das französische Streichquartett gilt als eines der besten weltweit, Stift Kremsmünster. 18. 6. Das Bläserensemble Federspiel lädt zur Landpartie nach Kremsmünster. 24. 6. Der ukrainische Pianist Vadym Kholodenko spielt im Stift Lambach. 30. 6. Geiger Julian Rachlin und Freunde widmen sich Bach in Wilhering. Karten: Domgasse 12, Linz, Tel.: 0732 / 77 61 27, bestellung@stiftskonzerte.at Tipp: U20-Festivalpass: Für alle unter 20 Jahren gibt es einen Festivalpass für alle 17 Konzerte um 20 Euro. Alle Infos: www.stiftskonzerte.at
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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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