Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Mary Shelley": Wie der menschliche Horror Mary Shelleys Monster formte

Von Nora Bruckmüller, 29. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Wie der menschliche Horror Mary Shelleys Monster formte
Die vielseitige Elle Fanning als junge Mary Shelley Bild: Thimfilm

Ein neuer Film schildert das Leben der Frankenstein-Erfinderin.

Man braucht es gar nicht schönzureden. Hätte Kenneth Branaghs Film mit Robert DeNiro im deutschen Raum nicht "Mary Shelleys Frankenstein" (1994) geheißen, würde es noch weniger Bewusstsein dafür geben, dass diese ikonische Horror-Figur von einer Frau erschaffen worden ist.

Der aktuelle Kinofilm "Mary Shelley" von Haifaa Al Mansour will das ändern und eine Schieflage geradebiegen. Denn die Kreatur Frankenstein – Resultat eines törichten Experiments, das Leben über den Tod siegen zu lassen – taucht hunderte Male in der Kinogeschichte auf. Mary Shelley hingegen war bis jetzt ein Geist.

Bei Al Mansour scheint diese Aufgabe in den besten Händen zu sein. Brach die 1974 in Saudi-Arabien geborene Filmemacherin doch in einer von Religion und Männlichkeit geformten Gesellschaft als erste Filmemacherin der Emirate ("Das Mädchen Wadjda") die Regeln eines antifeministischen Systems – wie es Shelley, im Film von Elle Fanning gespielt, im britischen Königreich Anfang des 19. Jahrhunderts tat.

Doch anders als erwartet, geht die Regisseurin einen seltsam holprigen Weg, bis sie den richtigen Ton setzt. Mary ist eine plakativ unterdrückte 16-Jährige im dreckigen, doch irgendwie mystischen und von Standesdünkel durchzogenen London: Tochter des politischen Philosophen und Buchhändlers William Godwin (Stephen Dillane), deren Mutter, eine Pionierin als Frauenrechtlerin und Schriftstellerin, kurz nach Marys Geburt starb.

Wie der menschliche Horror Mary Shelleys Monster formte
Mary Shelley, gemalt Ende des 19. Jahrhunderts Bild: privat

"Ich habe sie umgebracht", sagt die Tochter einmal, die so sehr unter der "bösen" Stiefmutter leidet. Mit diesem Satz legt Al Mansour langsam eine Fährte, die später zu den Emotionen führt, die Shelley in ihr literarisches "Monster" packte. Schuld, Einsamkeit, das Gefühl, ein radikaler Fremdkörper zu sein, der mit seiner Art zu leben die brav eingerichtete Umwelt irritiert, fordert.

Doch das dauert. Die Bilder, die die Epoche und ihre Sprache feiern, fließen dahin wie dunkler Honig, Kerzenlicht und braunes Interieur prägen Schreibstuben, die Natur, den Landsitz in Schottland, wo der Vater seine Rebellin parkt. Alles schwer romantisch und voll Empfindsamkeit.

Als sich Mary in den 21-jährigen Poeten Percy Bysshe Shelley verliebt und mit ihm flieht, startet nach einem kurzen Jugenddrama im "Sturm und Drang"-Stil die starke, tiefergehende Tragödie der Mary Shelley. Zwischen Emanzipation und Freiheiten, die anderen doch die Würde nehmen, Dandytum – Tom Sturridge gibt einen beinhart exzentrischen Lord Byron – und Vernunft, die nicht verkopft ist, sondern von Respekt zeugt. Fanning hat für jede dieser Lebenslagen ein Gesicht, das passende noch dazu. Ihre Augen erzählen exzellent vom Horror der Menschen.

Die echte Mary Shelley hätte daran wohl ihre Freude gehabt.

"Mary Shelley": GB/USA/LUX, 2017, 120 Min.,

OÖN Bewertung:

 

Der Trailer zum Film:

 

Zur Person

Mary Shelley (1797–1851) legte 1818 mit „Frankenstein“ ein Schlüsselwerk der fantastischen Literatur vor. Ihre Beziehung mit dem verheirateten Dichter und Atheisten Percy Bysshe Shelley war ein Skandal, sie brach mit ihrer Familie. Er ertrank mit 29 beim Segeln. Danach arbeitete Mary, Mutter eines Sohnes, weiter als Autorin. Sie starb vermutlich an den Folgen eines Hirntumors.

 

mehr aus OÖN-Filmkritik

"All of us Strangers": Ein langsam dahinrollender Brocken von einem Film

"Dream Scenario": Nicolas Cage als ein Jedermann in den Träumen der Menschen

"Black Friday for Future": Ein Kurzschluss zwischen Klima und Konsum

"Joan Baez – I Am A Noise": Der mögliche Missbrauch an Joan Baez durch ihren Vater

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen