"Glass": Groß aufgespielt, aber doch nur Kino für die Masse
Drei Schauspiel-Stars retten den verunglückten Horror "Glass"
Andere Hollywood-Regisseure bekommen keine solche Chance, wie sie M. Night Shyamalan für "Glass" gleich mehrfach erhielt.
Der indisch-amerikanische Filmemacher, der mit "The Sixth Sense" (1999) das Mystery-Genre prägte, konnte die Hauptfiguren zweier seiner Werke zu einem "Showdown" zusammenführen: Kevin Wendell Crump aus "Split" (2016), dessen Seele in 24 Charaktere gespalten ist, den unzerstörbaren David Dunn aus "Unbreakable" (2000) und seinen Gegenspieler Elijah Prince, dessen scharfer Verstand so stark ist wie seine Knochen schwach.
Zwei große Studios schlossen sich dafür zusammen – "Universal Pictures", Rechteinhaber von "Split", und Disneys "Buena Vista", Rechteinhaber von "Unbreakable". So kamen drei Spitzen-Schauspieler in einen Film: Bruce Willis als "Unzerbrechlicher", Samuel L. Jackson als gefährliches Mastermind im Rollstuhl und James McAvoy als psychisch zerklüfteter Kraftlackel.
McAvoy, das wahre Ereignis
Sie werden von Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) in eine Psychiatrie verfrachtet, wo sie die übernatürlichen Kräfte der Männer als krankhaften Größenwahn erklären will. Eine Geschichte, die – wie jeder Horrorfan weiß – nicht gut gehen wird, aber exzellent gebaut wie inszeniert sein kann. Doch das ist sie nicht.
Das Darsteller-Trio, allen voran ein mit Energie und Präzision über alles hinwegfegender McAvoy, rettet den Film. Denn trotz einmaliger Chancen biedert dieser sich dem gewöhnlichen Formatkino an. Als würde man Shyamalan zusehen, wie er versucht, mit seiner Anti-Helden-Gang ein Comic-Universum zu imitieren, wie man es von den US-Verlagshäusern "DC" und "Marvel" kennt – und daran scheitert.
Damit verleugnet er seine so gute, vom klassischen Horror geprägte Handschrift und setzt sein Ensemble auch unfreiwilliger Komik aus. Letztlich lässt er die Möglichkeit aus, alle drei in einem Kammerspiel aufeinander loszulassen. Wie er jene vergibt, die rätselhafte Verknüpfung ihrer Figuren so aufzulösen, dass einem der Mund offen bleibt. Man schüttelt eher den Kopf.
"Glass": USA 2019, 129 Min.,
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film:
4 Fragen an ... M. Night Shyamalan, Regisseur
Der 48-jährige Filmemacher, der sich bei „Der Exorzist“ als Kind fast zu Tode gefürchtet hat, über „Glass“ und seinen Glauben an das Übernatürliche.
1. Seit „The Sixth Sense“ gelten Sie als Spezialist für das Übersinnliche. Darauf deutet auch schon Ihr Künstlername hin, denn eigentlich heißen Sie Manoj Nellliyatu Shyamalan. „Night“ haben Sie dazu erfunden?
Ja, wahrscheinlich war meine Neigung zum Übersinnlichen schon immer da. Und „Night“ schien mir wohl ein kraftvolles, mysteriöses Wort.
2. Wie stehen Sie zu diesem Shakespeare-Zitat: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt“.
Absolut konform, und zehn Jahre katholische Schule haben mir den Rest gegeben. Ich bin zwar noch nie einem Engel begegnet, aber ich habe das Gefühl, dass es sie gibt. Und vieles mehr noch. Und irgendwie erfüllt mich das mit Furcht.
3. Wie wird man die los?
Mein größter Wunsch wäre, mit dieser Unsicherheit in friedlicher Koexistenz leben zu können. Leider spielt es das nicht. Also lebe ich in ständiger Angst – und Neugier. Nur am Filmset werde ich das los.
4. Finden Sie je innere Ruhe?
Ich glaube nicht. Selbst wenn ich privat einen Menschen entdecke, der etwas Besonderes hat, versuche ich, es aus ihm rauszuholen. Sie können sich vorstellen, wie es mir bei meinen Schauspielern geht. (l. h.)