"Die Frau des Nobelpreisträgers": Das grandiose Ringen der Glenn Close

Von Nora Bruckmüller   11.Februar 2019

Sechs Mal war Glenn Close für einen Oscar nominiert. Sechs Mal hat sie ihn nicht gewonnen.

Ihre siebente Chance hat sie nun als "die Frau des Nobelpreisträgers". Eine Rolle, in der die 71-Jährige definitiv zeigt, dass sie reif dafür ist. Nicht ob ihres Alters, sondern weil sie mit der daraus gewonnenen Erfahrung präzise, aber nie nüchtern, packend, aber nie verschlingend ihre Figur bereichert. Mit Jonathan Pryce entzündet sie ein Fest des Spiels.

Close ist Joan Castleman, die es nie ohne ihren Mann Joe (Pryce) zu geben scheint. Als sie erfahren, dass Joe den Literatur-Nobelpreis gewonnen hat, fegt diese Nachricht über ihr Leben hinweg. So heftig, dass alte, gut vergraben geglaubte Glut entfacht wird. Mehr als im romantischen Sinne in Form eines alten, jäh aufbrechenden Paktes.

Ein emotionales Inferno mit unglaublichem Sog bricht vor der Preisgala in ihrem Stockholmer Nobelhotel auf sie herein – dicht, temporeich, voll zynisch-harter, witziger, auch weiser und gütiger Dialoge. Erzählt entlang einer scheinbaren Klischee-Konstellation, die herrlich zertrümmert wird: Joan könnte die von einem Genie unterjochte Sklavin sein.

Doch Regisseur Björn Runge nutzt sie gekonnt, um einer Frage nachzugehen, die wohl jeden zum Ringen zwingt: Wie viel stellt man von sich selbst zurück, um Glück als "wir" zu erfahren?

So kämpft auch Joan, die früher selbst geschrieben hat, mit dem Gedanken, dass die beste Geschichte, die sie je geschaffen hat, die Legende ihres Mannes bleibt. Schade ist nur, dass vor dem Hintergrund der Literatur die Bedeutung von "Text", die ja nichts anderes meint als Verwobenes – so wie es Joan und Joe sind –, kaum als Spielwiese für die filmische Sprache ausgereizt wird. Das hätte dem Film das gewisse Etwas verliehen. Wenn zudem Christian Slaters Rolle als Joes Möchtegern-Biograf nicht so plump geräten wäre. Seine Anbiederung ist so süßlich, dass man die Gefahr sofort schmeckt. Anders als Close, sie ist bis zuletzt unfassbar – auch unfassbar gut.

"Die Frau des Nobelpreisträgers": GB/USA/S, 100 min,

OÖN Bewertung:

 

Der Trailer zum Film: