"Destroyer": Lebenswille im Minus
Kino: Nicole Kidman ist kaum zu erkennen.
Torkelnd, zerzaustes Haar und wirrer Blick, mit speckiger Lederjacke und in dreckigen Jeans steigt sie aus dem Auto, geht zum Tatort, begutachtet die Leiche. Die Kollegenschaft hat keine Freude mit der betrunkenen Frau, die meint, sie wisse, wer der Mörder sei. Sie geht – und zeigt den Stinkefinger. Der Tote führt Polizistin Erin Bell 16 Jahre zurück, als sie mit ihrem Partner Chris (Sebastian Stan) als verdeckte Ermittlerin in eine Verbrecherbande eingeschleust wurde. Damals ist irgendetwas schiefgelaufen... Erin, die über keinerlei Emotionen zu verfügen scheint und deren Lebenswille im Minusbereich angelangt ist, scheint nur mehr eines aufrecht zu halten: Rachegedanken. So klappert sie die überlebenden Gang-Mitglieder ab, und in Rückblenden wird uns die Geschichte langsam, manchmal auch zu langsam erzählt.
Nicole Kidman ist auf "schiach" geschminkt, mit fahler Haut, rotgeränderten Augen, geschwollenen Tränensäcken – das ist schon eine extreme Verwandlung, und die abgewrackte Frauenfigur gibt sie wirklich gut. Dass sie dabei zwei Stunden lang nur flüstert, passt nicht zu dieser jedenfalls in jüngeren Jahren hübschen und lebensfrohen Frau. Regisseurin Karyn Kusama zeigt uns diese von Vergangenheit und Gegenwart gepeinigte Polizistin, die nach Erlösung sucht.
"Destroyer", USA 2018; 121 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: