"Vor uns das Meer": Ein Träumer verliert sich auf hoher See
Nach einer wahren Geschichte: Colin Firth als Hobbysegler, der zu viel wollte.
Auf den ersten Blick erscheint "Vor uns das Meer" als einfacher Abenteuerfilm. Im britischen Küstenstädtchen Eigenmouth erscheint Donald Crowhurst, gespielt von Oscar-Preisträger Colin Firth, im Jahr 1968 sein bisheriges Dasein als nicht erfüllt genug. Trotz eines glücklichen Lebens als Tüftler und Erfinder mit drei Kindern und seiner liebevollen Frau Clare (solide: Rachel Weisz), eingebettet zwischen dem leuchtenden Hellgrün der Wiesen hinter der Küste und dem glitzernden Meer.
Ein Idyll, dass Crowhurst freiwillig verlassen will, um neun Monate lang alleine die Welt zu umsegeln und eine Regatta zu gewinnen, die ihm Prestige, Geld, den Stolz der Kinder und einen makellosen Ruf als Erfinder bescheren kann, denn das Segelboot hätte er selbst konstruiert, und so seinem Chef ein unwiderlegbares Investitionsargument beschert: Wenn ein Hobbysegler wie er das mit seinem "Timagan" schafft, dann ist sein "Wohnzimmer für das Meer" für jeden eine größere Anschaffung wert. Bis dahin gelingt es Regisseur James Marsh ("The Theory Of Everything") sehr gut, den Zeitgeist der 60er einzufangen, den Entdeckerdrang, die britische Ausdauer, für die Winston Churchill im WK II die Basis gelegt hat, die Verführung des Konsums – alles so elegant verwoben, wie die damalige Kleidung.
Doch richtig an Herz und Nieren geht "Vor uns das Meer" erst, als Crowhurst aufbricht, mit einem Boot, das nie richtig fertig gebaut worden ist, in ein einsames, glückloses Überleben, neben dem eigenen Ehrgeiz angetrieben von Medienberichten daheim, die seine Fahrt viel besser darstellen als sie ja war. Firth brilliert, wenn er sich in Crowhursts Dilemmata verliert – aufgeben oder nicht, lügen oder beichten? Unerwartet stark. (nb)
"Vor uns das Meer": GB 2017, 112 Min., Regie: J. Marsh
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: