"Valerian" besticht visuell, inhaltlich nicht ganz

Von Nora Bruckmüller   22.Juli 2017

Besson versteht es aber bestens, diese einfache Konstellation als Plan zu nutzen, um große Kino-Welten zu bauen. Das fängt schon bei der Besetzung an. Cara Delevingne, Model/Schauspielerin "du jour", gibt Sergeant Laureline. Als Pilotin und Kampfmaschine bildet sie mit Major Valerian ein Duo hochfunktioneller Spezialagenten. Dane DeHaan, der neue Jungstar, ist Valerian. Retten müssen sie in einer fernen Zukunft viel mehr als nur "die Welt", nämlich die Vereinigung aller Spezies aller Universen. Zusammengelegt in der "Stadt der tausend Planeten". Sie befehligt Commander Filitt, gespielt vom sehr motivierten Clive Owen.

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Filitt schickt Valerian, der "mehr" von Laureline will, in eine verbotene Zone im Inneren der Planetenstadt, um zu klären, warum es dort aus unerklärlichen Gründen radioaktiv ist. Ausstaffiert ist diese Reise der jungen Helden auf eine Weise, die "Valerian" visuell meisterlich macht. Besson ist es nicht nur gelungen, an all jene Werke anzuknüpfen, die prägende Bilder hatten, sondern auch ihre Stärken zu verknüpfen. Man erkennt die famosen Lichtspiele eines Ridley Scott ("Prometheus"), die immense Detailliebe eines Peter Jackson (in "Herr der Ringe"), die Leuchtkraft verrückter Farbwelten eines Tim Burton. Und das meist gleichzeitig, in parallelen Realitäten wie in PC-Spielen. Zudem kreuchen und fleuchen Aliens, inspiriert von irdischer Fauna und Flora, Wüsten, karibischen Stränden, Raubtieren, Dinosauriern und Unterwassergetier.

Ein Höhepunkt – optisch und inhaltlich – ist das schillernde Volk der "Pearls" mit ihren "Transmutatoren". Diese süß gurrenden Wesen sehen aus wie Gürteltiere und sind die futuristische Entsprechung eines "Geldscheißers": Was man sie füttert, wird vervielfacht und schüttelnd ausgeschieden. So auch die Lebensmittel der "Pearls": Kugeln voll Energie. Eine lässt Valerian und Laureline erkennen, warum es in der Planetenstadt tatsächlich rumort. Die Lösung ist keineswegs platt, DeHaan und Delevingne behaupten sich auch überraschend gut vor der bombastischen Kulisse.

Nur in einem, aber wichtigen Punkt ist "Valerian" schlechter als Bessons Paradewerk "Das fünfte Element" (1997), das man durchaus als Vorarbeit für "Valerian" betrachten kann. Darin entwickelte sich zwischen einem liebenswürdigen Anti-Helden und einer Außerirdischen – buchstäblich das Maß aller Dinge – eine hinreißende Romanze der gegenseitigen Bewunderung. "Valerians" Paar verliert sich aber in Klischees. Sie ist die Widerspenstige, er der unreife Womanizer. Unglaublich, dass man da vor 20 Jahren schon weiter war.

Valerian: USA/F 2017, 137 Min., Luc Besson, im Kino

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