„Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“: Mädchenträume, mit Blut getränkt

Von Von Julia Evers   17.Jänner 2009

„Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ (USA 2008, 122 Min.) Regie: Catherine Hardwicke (derzeit im Megaplex und Cineplexx)

OÖN Bewertung:

Das ist der Stoff, an dem Teenager-Mädchen weltweit Blut geleckt haben: Bella Swan, heranwachsender scheuer Highschool-Normalo, zieht ins regnerische Kleinstädtchen Forks. Dort fasziniert sie der geheimnisvolle, bleiche Edward Cullen (Robert Pattinson) mit seiner Aura von Gefahr und Geheimnis, in seinem mühsam verborgenen Widerspruch zwischen Abscheu und Beschützerinstinkt ihr gegenüber.

„Bleib fern von mir“ ist dann auch alles, was er sagen kann, weil ihn trotz aller Liebe zu Bella das Begehren nach ihr fast umbringt. Er: „Ich weiß nicht, ob ich mich zurückhalten kann.“ Sie: „Ich würde lieber sterben, als dir fernzubleiben.“

Diese Liebe, die unkörperlich bleiben muss, strotzt vor Metaphern der sexuellen Enthaltsamkeit. Das begründet sich in diesem Fall aus Angst vor Blutverlust, weil Edward ein Vampir ist. Ein „vegetarischer“ zwar, der sich auf Tierblut beschränkt – wenn Bella nur nicht so verführerisch riechen würde...

„Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ basiert auf der weltweit erfolgreichen Romanreihe von Stephenie Meyer. In der Leinwand-Version mimt Kristen Stewart eine durchschnittliche Identifikationsfläche für jederfräulein, Robert Pattinson legt seinen Blutsauger reduziert in der Gestik und dafür mit doppelter Menge James-Dean-Blick an.

Vampire aus dem Jahr 2009 beginnen im Sonnenlicht golden zu funkeln, anstatt zu zucken, und haben nicht nur ein entspanntes Verhältnis zu Weihwasser und Kreuzen, sie spielen auch Baseball zur Freizeitunterhaltung. Derartige Szenen nutzt die Regisseurin, um einen durchgestylt-modernen Pop-Jugendfilm auf die Leinwand zu werfen.

Dann wechseln die Dialoge wieder zwischen Pathos und (unfreiwilligem) Witz, Teile der Handlung und der Sinn von Nebenfiguren erschließen sich oft nur derjenigen, die das Buch gelesen hat. Die Zielgruppe der heranwachsenden Mädchen hat das getan und kann sich so auch vorrangig auf das fröhliche Mitschmachten konzentrieren, als auf das genaue Hinterfragen.

Denn ein wenig Kopfzerbrechen bleibt. Man rechne: 1901 ist Edward, der Vampir, geboren. Wenn auch im Körper eines jungen Adonis, ist er trotzdem 108 Jahre alt. Die Highschool sollte den geistigen Horizont damit nicht mehr erschöpfen. Und als so betagter Mann ausgerechnet einer Minderjährigen nachzustellen... das, während wir Nicht-Vampire denken, dass die Freundinnen von gewissen Fußballern zu jung geraten sind.

Teil zwei bereits fixiert

Ganz egal: „Twilight“ war in den USA bereits so erfolgreich, dass Teil zwei für nächstes Jahr bereits fixiert ist. Bis dahin beeindruckt die Fantasy-Geschichte vielleicht nicht mit übermäßig viel Biss, einen fröhlichen Kinoabend verspricht sie aber auch Menschen über 16.