"Transit": Der bewegende Stillstand eines Fliehenden
Als unbequem wird meistens das Laute, das Schrille empfunden. Noch viel aufreibender kann allerdings die Stille sein. Das beweist Christian Petzolds neuer Film "Transit".
Die Regiearbeit des vielfach prämierten deutschen Regisseurs ("Phoenix", "Barbara") ist nicht nur beklemmend leise, sondern auch "still" im Sinne von erzwungener Bewegungslosigkeit.
Sie handelt vom jungen Georg (Franz Rogowski), dem es knapp gelingt, vor dem Einmarsch deutscher Truppen von Paris nach Marseille zu flüchten. Grundlage für seine Geschichte ist der gleichnamige Exil-Roman von Anna Seghers (1900–1983), den die deutsche Autorin tatsächlich zwischen 1941 und 1942, während des Zweiten Weltkriegs, in der französischen Hafenstadt geschrieben hat.
Das Ideal einer Familie bleibt hier ein Wunschtraum. In Marseille ist Georg ein Gestrandeter, ein Flüchtling, dessen Leben zu einem Überleben ohne fixen Anker geworden ist. Er lebt ein Dasein in Zwischenräumen, zwischen seiner zerstörten Herkunft und einer Idee von Zukunft, zwischen einer Frau – die wunderbare Paula Beer ("Das finstere Tal") –, ihrem toten Ehemann und ihrem neuen Lebenspartner. Der Film ist auch ein starker Kommentar auf das echte Leben in Europa, als Flüchtlinge an die Mittelmeerstrände krochen, auf denen sich Touristen sonnten.
Ein vorgehaltener Spiegel, in den es mitunter schwer ist, überhaupt schauen zu wollen. (nb)
Kino: "Transit", D/F 2018; 105 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: