"Thelma": Im Konflikt zwischen Lust und der Last des Glaubens
Kino: In "Thelma" will sich eine Frau von Leiden biblischen Ausmaßes befreien, was nicht ganz gelingt.
Erwachsen zu werden bedeutet, die Eltern von dem Podest zu stoßen, auf die man sie als Kind gestellt hat. Ein natürlicher wie schmerzhafter Prozess, den der vielfach prämierte Joachim Trier in seinem neuen Film zusätzlich emotional auflädt.
In "Thelma" reicht es dem Norweger nicht nur, zu erzählen, wie die junge Thelma ihr Elternhaus verlässt, um zu studieren, sondern er durchzieht ihre Geschichte der Emanzipation auch mit biblischer Symbolik – visuell wie inhaltlich.
Thelma, fantastisch eindringlich von Eili Harboe verkörpert, träumt von Schlangen und ist gefangen in einem Kampf mit sich selbst und dem in Bigotterie ausgearteten Glauben ihrer Eltern. Ein stilles Leiden einer Frau, die ihre Freiheit und Sexualität erproben will und sich dabei selbst in ein erzieherisch geschaffenes Gefängnis aus Scham, Schuld und "Sünde" einsperrt. Als sie sich in Anja verliebt, reagiert sie mit krampfartigen Anfällen. Erlöst wird sie in diesem wunderbar eingefangenen wie gespielten Konflikt aber nicht durch inneres Reifen, sondern mit einer paranormalen Gabe. Anfangs interessant, wirkt es zuletzt wie eine Karikatur. (nb)
"Thelma": F/DK/S/N 2017, 116 Min., Regie: J. Trier,
OÖN Bewertung: