„Savages“: Gefangen im blutigen Rausch der Gewalt

Von Daniel Ebner   12.Oktober 2012

Oliver Stone ist immer für Überraschungen gut. Der umstrittene US-Regisseur hat Hits wie „Natural Born Killers“ inszeniert, wie Flops à la „W“ über George W. Bush.

Mit „Savages“ hat er nun Don Winslows Kriminalroman „Zeit des Zorns“ als ultrabrutalen Drogenthriller verfilmt, der immer wieder satirisch überhöht, oft unfreiwillig komisch ist und Schwachpunkte aufweist.

„Die Tatsache, dass ich diese Geschichte erzähle, muss nicht heißen, dass ich am Ende noch am Leben bin“, sinniert Blake Livelys Figur O, kurz für Ophelia, aus dem Off – und man weiß nicht genau, ob man ihren Hinweis auf die möglicherweise nicht völlig akkuraten Erinnerungen hinnehmen oder die Erwartungen auf den Film rapide senken sollte. Tatsächlich schadet beides nicht, wie sich herausstellt.

Ophelia, der buddhistisch-weltverbessernde Kiffer Ben (Aaron Taylor-Johnson) und Chon (Taylor Kitsch), ein kriegstraumatisierter Ex-Navy-Seal, gehen dem lukrativen Handel mit selbst angebautem Marihuana nach. Als die mexikanische Konkurrenz die Plantage übernehmen will und die Privatiers sich mit dem Kartell anlegen, wird O entführt. Ben und Chon wollen sie retten und starten einen Kreislauf der Gewalt.

Mit der Einführung der mexikanischen Gangster nimmt „Savages“ mit völlig übersteigerten Nebenfiguren Fahrt auf: Salma Hayek als gnadenlose Drogenkönigin, Benicio del Toro als sadistisch-skrupelloser Häscher und John Travolta als korrupter Drogenfahnder. Wenn sie loslegen, wähnt man sich im cool-abgedrehten Rausch, dargestellt in visueller Brillanz.

Doch leider schafft es Stone nicht, die sarkastische Distanz aus der Vorlage von Winslow bei seinen Protagonisten Ben und Chon zu bewahren. Er scheint sie zu ernst zu nehmen, womit sie den ganzen Film über zwischen hippem Kifferstyle und Generationsdrama festhängen, zwei Figuren am Abgrund, die alles daransetzen, ihre geliebte Freundin aus der Hölle zu befreien. Diesen Spalt schafft der Film nie zu kitten.

Savages: USA 2012, 131 Min., Regie: Oliver Stone

OÖN Bewertung: